Als Ernährungswissenschaftlerin und Mutter von zwei kleinen Jungen weiß ich aus erster Hand, wie überwältigend es sein kann, sich im Babynahrungsregal zurechtzufinden. Die Rückseite einer Produktverpackung kann mit ihren Begriffen und Inhaltsstoffen oft sehr verwirrend sein. Ich möchte Eltern deshalb dabei helfen, die besten Ernährungsentscheidungen für ihr Baby zu treffen und verrate, auf was ich selbst beim Kauf achte. Außerdem erkläre ich, was das mit den für die Entwicklung so wichtigen ersten 1000 Tagen zu tun hat.

Warum sind die ersten 1000 Tage so wichtig?

Die ersten 1000 Tage sind essentiell, da das Kind in dieser Zeit nicht nur körperlich, sondern auch geistig die Basis für sein weiteres Leben legt. Wissenschaftler wie Dr. Berthold Koletzko und Dr. Matthias Riedl betonen die Bedeutung der frühkindlichen Ernährung und deren Einfluss auf die spätere Gesundheit. Koletzko spricht von der „metabolischen Programmierung“, während Riedl von “frühkindlicher Prägung” spricht. Beide Begriffe beschreiben, wie die Ernährung in der Schwangerschaft und den ersten beiden Lebensjahren die langfristige Gesundheit und Entwicklung eines Kindes beeinflusst.

Was kann in den ersten 1000 Tagen beeinflusst werden?

Die Entwicklung des Gehirns, Darms und Immunsystems sowie die Ausprägung von Allergien, Hautkrankheiten und die Gewichtsentwicklung können durch die Ernährung der Mutter und des Babys in den ersten 1000 Tagen maßgeblich beeinflusst werden. Bereits vor der Geburt kann die Mutter den Geschmack des Babys über das Fruchtwasser prägen. Nach der Geburt spielt die Muttermilch eine entscheidende Rolle, da sie sich den Bedürfnissen des Babys anpasst und alle notwendigen Nährstoffe liefert.

Mutter stillt ihr Baby
Bild: © Alena Ozerova / Adobe Stock

An dieser Stelle möchte ich betonen, dass Muttermilch ohne Zweifel immer die beste Nahrung für Babys ist. Da laut WHO-Kodex und dem EU-Recht Stillen mindestens bis zum 6. Monaten empfohlen wird, werde ich nur auf Folgemilchen eingehen.

Sollte das Stillen nicht klappen, ist es aber besonders wichtig, auf die Inhaltsstoffe der Babymilch zu achten.

Die Bedeutung der richtigen Ernährung für die
Gehirnentwicklung

Die Gehirnentwicklung beginnt bereits in der Schwangerschaft und setzt sich nach der Geburt fort. Ein Neugeborenes hat rund 100 Milliarden Neuronen, die nach der Geburt durch äußere Einflüsse wie Ernährung und soziale Interaktionen vernetzt werden müssen. In den ersten zwei Lebensjahren nimmt die Anzahl der Synapsen, die Verbindungen zwischen den Neuronen, rasant zu. Eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen ist daher entscheidend.

Worauf sollte man bei der Auswahl von Folgemilch achten?

Eine gute Folgemilch sollte alle wichtigen Makronährstoffe wie Fette, Kohlenhydrate, Proteine sowie Mikronährstoffe, also Vitamine und Mineralstoffe, in der für das Wachstum und die Entwicklung ausreichenden Menge enthalten. Tja, aber was heißt das genau? Da kann ich schon einmal beruhigen: Um eine optimale Versorgung sicherzustellen, ist die Zusammensetzung für Folgenahrung in der EU gesetzlich geregelt, man darf also davon ausgehen, dass alle Milchen die Mindestanforderungen erfüllen. Für Eltern, die das aber noch ein bisschen genauer untersuchen möchten, habe ich noch folgende Tipps:

  • Fettquellen bei Folgemilchen: Fette sind essentiell für Babys, da sie etwa die Hälfte der Energie in der Muttermilch ausmachen. Sie unterstützen unter anderem die Aufnahme fettlöslicher Vitamine wie A, D, E und K. Eine gute Babynahrung sollte eine Mischung aus tierischen und pflanzlichen Fetten enthalten, um die Fettsäurezusammensetzung der Muttermilch nachzuahmen.
  • Essentielle Fettsäuren: Der Körper eines Babys kann die essentiellen Omega-3- und Omega-6 Fettsäuren DHA und ARA nicht in ausreichendem Maße selbst produzieren. Achten Sie bei Folgemilch darauf, dass DHA und ARA im Verhältnis 1:1 enthalten sind.
  • Vitamine und Mineralstoffe: Eine gute Folgemilch ist reich an Vitaminen und Mineralstoffen, die für das Wachstum und die Entwicklung notwendig sind. Auch hier kann ich beruhigen: Alle Folgemilchen müssen die gesetzlich vorgeschriebenen Vitamine & Mineralstoffe in Mindestmengen beinhalten, dahingehend kann man also keine schlechte Wahl treffen.
  • Bio-Qualität: Achten Sie auf Bio-Qualität, um sicherzustellen, dass die Folgemilch möglichst frei von Pestiziden und anderen Schadstoffen ist.
  • Nachhaltige Fettquellen: Ein paar wenige Hersteller setzen bei ihrer Folgemilch auf Algenöl statt auf am Markt übliches Fischöl. Das ist eine tolle Option für Eltern, denen Nachhaltigkeit bei der Wahl ihrer Lebensmittel wichtig ist. Algenöl hat außerdem den Vorteil, dass es das Fischallergen umgeht und angenehmer riecht und schmeckt.

Praktische Tipps für die Beikostzeit:

Auch für die Beikostzeit gibt es einige Tipps. Wenn das Baby neue Geschmäcker kennenlernt und erstmal auch einige Lebensmittel verweigert, ist das ganz normal. Die Devise ist hier, auch wenn’s manchmal schwer ist: Nicht aufgeben und immer wieder anbieten!

  • Vielfalt auf den Tisch bringen: Bieten Sie Ihrem Baby eine Vielzahl von Lebensmitteln an, um eine breite Palette an Geschmackserfahrungen zu ermöglichen und die Akzeptanz gesunder Lebensmittel zu fördern.
  • Essensrituale schaffen: Gemeinsame Mahlzeiten am Familientisch fördern gesunde Essgewohnheiten und soziale Bindungen.
  • Essen und Gefühle nicht koppeln: Vermeiden Sie es, Nahrung als Belohnung oder Trost einzusetzen, um ein gesundes Essverhalten zu unterstützen.
  • Zucker- und Salzgehalt: Vermeiden Sie Produkte, die Zucker- und/oder Salzzusätze enthalten, besonders in der Beikostphase. Babys entwickeln Vorlieben für Geschmacksrichtungen, die ihnen wiederholt angeboten werden, daher ist es wichtig, gesunde Gewohnheiten von Anfang an zu fördern.
  • Natürliche Inhaltsstoffe: Wählen Sie Produkte mit natürlichen und möglichst unverarbeiteten Zutaten. Achten Sie auf Bio-Qualität, um sicherzustellen, dass die Lebensmittel frei von Pestiziden und anderen Schadstoffen sind.

Die ersten 1000 Tage bieten eine einzigartige Gelegenheit, die Gesundheit und Entwicklung Ihres Babys positiv zu beeinflussen. Indem Sie auf eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung achten, legen Sie den Grundstein für ein gesundes Leben.


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