Bis aus dem Greifreflex eines Säuglings ein gezieltes Greifen wird, müssen einige Entwicklungsschritte durchlaufen sein. Wie sich das Greifen entwickelt und was Babys dafür lernen müssen, erfahrt ihr hier.
Mit dem aktiven Greifen beginnt ein Baby seine Welt physisch zu erkunden. Gegenstände sind endlich nicht mehr nur zum Anschauen da, sondern zum Greifen, Fühlen und Tasten. Bis ein Kind jedoch gezielt nach Gegenständen greifen kann, muss es einige Entwicklungsschritte gehen. Bis zum dritten Lebensmonat besitzen Babys den angeborenen Greifreflex. Sie greifen instinktiv nach allem, was man direkt in ihr Blickfeld hält, oder womit ihre Hände in Berührung kommen. Bis es aber wirklich gezielt greift, vergehen weitere zwei Monate.
Die Motorik eines Babys entwickelt sich langsam
Wird ein Baby geboren, sind seine Sinnesorgane noch nicht völlig ausgereift. Das Sehen und Hören wird von den Kleinen sehr schnell perfektioniert. Die Motorik steht dabei etwas hinten an. Sie wird nur langsam und Stück für Stück erlernt.
Die ersten Greifversuche wirken daher sehr unkontrolliert – und sind es auch. Manchmal entsteht der Eindruck, dass das Baby mit seinem ganzen Körper an den Gegenstand seines Interesses heran möchte. Der Anblick einer bunten Rassel kann hierbei schon einmal Begeisterungsstürme auslösen: Das Baby rudert wild mit seinen Ärmchen, strampelt fröhlich und gibt tolle Freudeslaute von sich. Sein ganzer Körper ist in Bewegung und in Arbeit.
Die Hand-Auge-Koordination
Schon ein 2 bis 3 Monate altes Baby versucht nach Dingen zu greifen, die in seinem Blickfeld liegen oder hängen. Diese Versuche bleiben jedoch erfolglos. Das Baby ist schlichtweg mit der Hand-Auge-Koordination überfordert. Sein Griff landet meist in der Luft, statt am begehrten Gegenstand. So kann es auch passieren, dass ein Kind etwas anschaut und gleichzeitig etwas anderes ertastet.
Die eigenen Hände als Spielzeug
Das erste Spielzeug finden Babys am eigenen Körper. Die eigenen Hände sind für Babys extrem interessant. Wie schmeckt so eine Hand? Wie fühlt es sich an, wenn die Hand im Mund steckt? Das erforscht ein Baby von Geburt an. Schon einige Tage nach der Geburt kann ein Baby sich zum Beispiel selbst beruhigen, indem es an seinen Fäusten saugt.
Die eigene Hand fasziniert die Kleinen minutenlang. Einer der größten Entwicklungsschritte ist es, wenn das Baby mit etwa drei Monaten in der Lage ist, seine Hände vor dem Gesicht zusammenzuführen. Endlich kann die eine Hand die andere ertasten und fühlen. Mit diesen Bewegungen üben Babys ihre Hand-Auge-Koordination und lernen neue Bewegungsabläufe.
Wann kann ein Baby gezielt Greifen?
Erst mit fünf Monaten ist die Hand-Auge-Koordination so weit ausgereift, dass ein Kind gezielt und aktiv Greifen kann. Endlich kann das Kleine seine Hand zielgerichtet ausstrecken und das tolle Spielzeug ertasten. Dabei saugt das Kind ganz neue Eindrücke seiner Welt auf. Es unterscheidet nach warm, kalt, hart oder weich. Es lernt, dass man Spielzeuge aufheben und vor dem Gesicht hin und her bewegen kann. Währenddessen werden im Gehirn zwischen allen Informationen Verbindungen hergestellt. Kinder lernen jetzt, dass sie mit ihrer Handlung etwas bewirken können. Ein Entwicklungsschub der die Selbständigkeit der Kinder enorm steigert.
Mehr zum Thema Entwicklungsschübe könnt ihr in unserer Artikel-Reihe: Wachstumsschübe – jeder Schritt eine neue Fähigkeit lesen.
Um einen Gegenstand zu greifen, nutzt ein Kind zunächst beide Hände. Später kann es Gegenstände auch mit nur einer Hand greifen. Die Hand wir als Ganzes genutzt, die einzelnen Finger haben zu Beginn des Greifens noch keine speziellen Aufgaben.
Im Video: Plötzlich Kleinkind – Das macht dein Baby mit einem Jahr!
Die Finger bekommen erst eine gezielte Aufgabe, wenn ein Baby um die acht Monate alt ist. Zu dieser Zeit erlernt das Kind den sogenannten Pinzettengriff. Es nutzt den ausgestreckten Daumen und den Zeigefinger um kleinere Gegenstände aufheben zu können. Dank des Pinzettengriffs können sie sogar Papierschnipsel vom Boden aufheben.
Doch die feinmotorische Entwicklung ist noch längst nicht abgeschlossen. Sie entwickelt sich bis zum Grundschulalter immer weiter. Ob mit Besteck essen, Bilder malen oder Schuhe binden – all das steht den Kindern noch bevor.
Jacqueline ist staatlich anerkannte Erzieherin, Fachkraft für U3 Betreuung, Inklusions- und Integrations-Pädagogin. Neben ihrer beruflichen Laufbahn, ist sie Mutter von zwei Kindern. Einem Mädchen und einem Jungen. Ihre Wissen und ihre Erfahrung schöpft sie also aus beruflichen und privaten Herausforderungen. Das macht sie zu einer perfekten Autorin für unser Magazin.