Kinder mit einer Wahrnehmungsstörung wirken häufig anders als gleichaltrige Kinder. Sie verhalten sich in üblichen Situationen völlig anders als erwartet. Ihre Wahrnehmung und Verarbeitung der aufgenommenen Reize unterscheidet sich deutlich zu der anderer Kinder. Sie kann deutlich intensiver, oder vollkommen entgegengesetzt sein. Zum Beispiel hören sie gesprochenes entweder viel lauter, oder viel leiser, als es in der Realität ist.  Aus diesem Grund wirkt ihr Verhalten oft komisch und führt in ihrer Umwelt zu Konflikten.

Andere Wahrnehmung – anderes Verhalten?

Eigentlich läuft die Wahrnehmung ganz simpel ab – wir sehen, riechen, hören oder fühlen etwas – diese Reize werden an das Gehirn weitergegeben und dort verarbeitet. Bei einer Wahrnehmungsstörung werden diese Reize jedoch anders oder “falsch” verarbeitet. Die Sinneswahrnehmung ist in diesem Fall beeinträchtigt und gestört. Daher reagieren betroffene Kinder auf Reize völlig anders, als gleichaltrige Kinder ohne Wahrnehmungsstörung.

Zum Beispiel hören Kinder mit einer akustischen Wahrnehmungsstörung, Geräusche anders. So kann Musik auf Normalpegel für sie übermäßig laut erscheinen, und nur schwer zu ertragen sein. Sie beginnen dann zu weinen, oder schreien laut los. Wiederum andere Kinder singen, hüpfen und toben spontan, sobald man einen Staubsauger einschaltet.

Dieses Verhalten ist für die Mitmenschen kaum nachzuvollziehen. Für sie ist der Staubsaugerlärm völlig normal. Da Kinder mit einer Wahrnehmungsstörung so anders auf Situationen reagieren, kommt es häufig zu Konflikten mit anderen Kindern. Betroffene Kinder werden oft falsch oder gar nicht verstanden, und können den Anforderungen anderer nur selten gerecht werden.

Unterschiedliche Wahrnehmung der Reize

Die Wahrnehmungsstörung hat viele Facetten. Es gibt verschiedene Ausprägungen und Arten der Störung. Und so zeigt es sich auch bei bei jedem Kind unterschiedlich. Es muss also herausgefunden werden, ob das Kind im Sehen, Hören, Riechen oder Fühlen beeinträchtigt ist, oder sogar mehrere Störungen der Sinneswahrnehmung vorliegen.

Beispiel – Auditive Wahrnehmungsstörung (AVWS): Bei dieser Form der Wahrnehmungsstörung werden gehörte Laute und Reize nicht gut aufgenommen und verarbeitet.

Auch wie ein Kind die Reize aufnimmt, fällt unterschiedlich aus. So kann es entweder zu viele oder zu wenig Reize aus seiner Umwelt aufnehmen. Ein Kind, das zu viele Reize aufnimmt, ist von dieser Flut völlig überfordert. In diesem Fall sind Kinder häufig ängstlich und wie erstarrt.
Eine verringerte Wahrnehmung von Reizen hingegen führt dazu, dass Kinder unruhig werden, und sich in manchen Fällen sogar ein aggressives Verhalten zeigt. Sie suchen ständig nach neuen Eindrücken und Reizen, und können sich nur schwer auf eine Handlung konzentrieren. Die Kinder sind immer in Bewegung und können Gefahren schwer einschätzen.


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Der Kinderarzt kann helfen

Zeigt ein Kind auffälliges Verhalten , sollte der erste Weg immer der zum Kinderarzt sein. Dieser wird sich genau schildern lassen, in welchen Situationen sich das Kind auffällig verhält, und wie genau dieses Verhalten aussieht. Danach geht es in die Ursachenforschung. So werden Tests veranlasst, um organische Ursachen auszuschließen. Beispielsweise ein Seh- und Hörtest. Können diese Ursachen ausgeschlossen werden, überweisen die meisten Kinderärzte zur genaueren Diagnostik an ein Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ).

Dort erfolgen mehrerer Testverfahren, mit verschiedenen Therapeuten, um abzuklären welche Sinneswahrnehmungen gestört sind. Beteiligt sind meist Ergotherapeuten, Physiotherapeuten, Moto- und Logopäden. Liegt das Ergebnis vor, kann eine individuelle Therapie geplant werden, und sogleich starten.

Wie läuft eine Therapie der Wahrnehmungsstörung?

Sollte eine organische Ursache der Grund der Wahrnehmungsstörung sein, wird diese natürlich behandelt. So bekommt ein Kind beispielsweise eine Brille oder ein Hörgerät. Danach können gegebenenfalls Defizite in Entwicklung und Verhalten therapiert werden.

Liegt keine organische Ursache vor, was bei den meisten Kindern der Fall ist, wird mit der geeigneten Therapie  begonnen. Mittels Ergo- und Physiotherapie, Logopädie, und speziellen Therapien durch Sozialpädagogen (wie z.B. einer Spieltherapie), lernen die Kinder mit Reizen umzugehen. Mit speziellen Übungen wird an ihren Defiziten gearbeitet. Dabei werden die Eltern der Kinder immer wieder in die Therapie mit einbezogen. Sie bekommen Tipps für Zuhause, und Übungen, die sie mit ihren Kindern ausführen können.


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