Die Sprachentwicklung eines Kindes beginnt bereits im Mutterleib mit dem Wahrnehmen mütterlicher Sprachlaute. Im ersten Lebensjahr lernt das Kind aus den gehörten „Geräuschen“ das sprachliche Nutzsignal zu erkennen und mit einer Bedeutung zu verbinden. Diese Verbindung ist Voraussetzung für das eigene Sprechen.
Die wichtigste Grundlage hierfür ist die Ansprache durch die Eltern, anfangs insbesondere die Mutter. Zunächst profitiert ein Kind insbesondere von der direkten Ansprache durch seine Eltern.
Eltern wählen automatisch einfache Worte, betonen die Vokale übertrieben, machen längere Pausen, benutzen einen höheren Tonfall, wiederholen das Gesagte mehrmals und kommentieren es mimisch oder durch Gesten, um die Aufmerksamkeit des Kindes zu wecken und die Bedeutung des Gesagten/Wortes verstehbar zu machen (‚baby-talk‘).
Normale Gespräche zwischen Erwachsenen oder Sprache aus dem Fernsehgerät erzielen diese Wirkung nicht, da hier kein dem Kind bewusst zugewandter Gesicht-zu-Gesicht-Kontakt besteht. Das Gebrabbel im Radio oder Fernsehen ist deshalb für das Kind nur ‚ein Baden‘ in Worten/Lauten, aber kein Verstehen.
Wichtig ist es, dass sich Eltern ihrem Kind zuwenden und individuell auf seine Lautäußerungen und anderen Bedürfnisse reagieren“, rät Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des wissenschaftlichen Beirats beim Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).
Ab etwa einem halben Jahr steigt der Anteil an Worten, den das Kind begreift, rapide an. „In dieser Phase unterstützen besonders Gesten den Spracherwerb. Indem Eltern auf etwas zeigen und dann die Bezeichnung dafür sagen, helfen sie den Wortschatz ihres Kindes zu erweitern. Kinder können oft ein halbes Jahr, bevor sie ein Alltagsobjekt selbst benennen, schon darauf zeigen“, so Dr. Fegeler.
Einfache erste Bilderbücher unterstützen den Worterwerb und das Gegenstandsverständnis. Mit zwei Jahren verfügen Kinder durchschnittlich über einen Wortschatz von ca. 200 Ausdrücken – mit großen individuellen Unterschieden. Jetzt sind die Bilderbücher schon deutlich differenzierter und beschreiben einfache Szenen.
Von zwei bis drei Jahren stimulieren die Eltern ihre Kinder, indem sie – z.B. zu Szenen im Kinderbuch – es einfache Fragen beantworten lassen.
„Ab drei Jahren verstehen Kinder kleine Geschichten und sie erfassen nun allmählich den Unterschied zwischen Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart. Die sogenannten „Wimmel“-Bilderbücher bilden jetzt einen guten Anregungshintergrund. Die Gute-Nacht-Geschichte, die nicht zu komplex und lang sein sollte, können Eltern auch dazu benutzen, die Kinder durch einfache Fragestellungen nacherzählen zu lassen.
In diesem Alter beginnt auch die ‚Fragephase‘. Dann sollten Eltern nicht nur die Fragen ihres Kindes mit klaren Erklärungen beantworten, sondern auch selbst Warum- und Wie-Fragen stellen, die das Kind mit dem eigenen Wissen bereits beantworten kann“, empfiehlt Dr. Fegeler.
„Grundsätzlich gilt: wenn man mit den Kindern viel spricht, also viel Sprache hineinsteckt, kommt irgendwann auch viel Sprache vom Kind zurück. Kommunikation und Zuwendung ist die beste Sprachförderung.“
Jacqueline ist staatlich anerkannte Erzieherin, Fachkraft für U3 Betreuung, Inklusions- und Integrations-Pädagogin. Neben ihrer beruflichen Laufbahn, ist sie Mutter von zwei Kindern. Einem Mädchen und einem Jungen. Ihre Wissen und ihre Erfahrung schöpft sie also aus beruflichen und privaten Herausforderungen. Das macht sie zu einer perfekten Autorin für unser Magazin.