Beim Stillen heißt es: Füttern nach Bedarf. Aber wie ist das beim Füttern mit der Fertigmilchnahrung? Wie oft (und wie viel) dürfen die Kleinen trinken? Hier erfahrt ihr, wie ihr die Flaschenmahlzeiten über den Tag verteilen solltet und welche Mengen erlaubt sind.
Wenn ein Baby geboren wird, ist es winzig und wirkt so hilflos. Stimmt ja zum Teil auch. Alle Eltern sorgen sich schon zu Beginn, ob ihr Kind genug Milch trinkt, um sich gut zu entwickeln und genügend zuzunehmen. Gerade wenn die Kleinen anfangs Gewicht abnehmen, wächst diese Sorge ins Unermessliche. Doch keine Panik – das ist völlig normal.
Flaschenmahlzeiten im ersten Lebensmonat
Zu Beginn werden eure Babys nur kleine Mengen Milch trinken. Ihr Magen ist noch so klein, dass sie schon nach 30 Millilitern satt sind. Die Milchmenge wird relativ schnell verdaut, so dass euer Kind schon nach 2-3 Stunden wieder Hunger hat. Das ist völlig in Ordnung. Die Anfangsmilch kann und sollte gerade kurz nach der Geburt, nach Bedarf gefüttert werden. Räumt also alle Uhren weg – und hört auf euer Bauchgefühl und auf euer Baby.
Ihr werdet mit der Zeit merken, dass sich die Milchmengen steigern und das Baby am Ende des ersten Lebensmonats meist zwischen 70-90 ml pro Flasche trinkt. Bedenkt bitte: das sind alles Durchschnittswerte. Jedes Kind ist anders. Und solange euer Kind aktiv und aufgeweckt ist, und zunimmt, wird es genug Milch trinken.
Meine Tochter trank zu Anfangs nur mit Hängen und Würgen 30 ml. Ich weckte sie alle 3 Stunden und versuchte mit allen Mitteln, diese 30 ml in sie hinein zu bekommen. Ich war echt verzweifelt. ABER – sie nahm zu und war ein total ausgeglichenes Baby. Meine Hebamme riet mir dann, nachdem ich sie heulend anrief, als meine Tochter wieder mal nur 20 Ml geschafft hatte, ich solle doch einfach warten, bis sie sich meldet und Hunger hat. Gesagt getan: 3,5 Std. später meldete sie sich und trank sage und schreibe 50 ml (!!!). Mein Freudentanz war legendär! Von da an kam sie alle 3-4 Stunden und trank zwischen 50 und 70 ml.
Dieser Beitrag ist Teil unserer Serie über Babyflaschen und Milchnahrung.
Lesepause-Video: Tipps für die ersten Tage mit Baby zu Hause
Mit etwas Ruhe und Geduld, wird jedes Kind sich in seinem Tempo melden, wenn es Hunger hat. Diesen Selbsterhaltungstrieb besitzen Säuglinge bereits seit der ersten Minute nach der Geburt. Vertraut auf euer Kind. Es wird euch, wenn es keine körperlichen oder gesundheitlichen Einschränkungen hat (z.B. eine Trinkschwäche), deutlich zeigen, wenn es Hunger hat.
So kann es sein, dass euer Kind nur kleine Mengen trinkt, dafür aber alle 2 Stunden – und das Baby der Zimmernachbarin mehr schafft, und schon einen 4 Stunden Rhythmus hat. Beides ist vollkommen okay, solange die Kinder nicht zu viel Gewicht verlieren und/oder gut zunehmen.
Beim Wachstumsschub trinken Kinder mal besser, mal schlechter
Nach den ersten vier Lebenswochen steigt die Milchmenge weiter an. Die Kinder trinken nun im Durchschnitt ca. 6 Flaschen a 100-140 ml. Manche Kinder schlafen nachts schon 5 Stunden am Stück. Wenn ihr zu diesen glücklichen Eltern gehört, genießt es. Solange euer Kind gut zunimmt, was die Nachsorge-Hebamme sicherlich regelmäßig kontrolliert, müsst ihr es nicht zum Trinken wecken.
Da in diesen Lebenswochen der erste Wachstumschub ansteht, nämlich mit ca. 5 Wochen, kann es sein, dass euer Kind deutlich mehr trinkt, als ihr es bisher gewohnt ward. Aber auch das direkte Gegenteil kann eintreten. Nämlich dass es tatsächlich kaum trinkt. Solche Verschiebungen der Trinkmengen treten während der Wachstumsschübe relativ häufig auf. Aber auch das ist kein Grund zur Sorge. Die Kleinen sind in diesen Phasen ganz intensiv mit sich selbst und ihrer Umwelt beschäftigt. Was sie jetzt nicht trinken, holen sie in ruhigen Momenten schnell wieder auf.
Trinkmengen ab 3 bis 4 Monaten
Die Trinkmenge steigert sich nun generell stetig. Wobei die Anzahl der Flaschen sinkt. Mit 3 und 4 Monaten trinken eure Mäuse zwischen 150 und 220 ml Milch. Meist auf 4-5 Flaschen verteilt. Sobald die Beikost eingeführt wird, werden eure Kinder immer weniger Milchmahlzeiten trinken. Mit 8 Monaten stehen auf dem Ernährungsplan meistens nur noch 2 Flaschen, dafür aber 3 Brei-Mahlzeiten.
Tabelle: Tagesbedarf und Trinkmenge eines Babys
Lebensmonat | Lebenswoche | Trinkmenge pro Mahlzeit | Tagesbedarf | Anzahl der Babyflaschen |
---|---|---|---|---|
1. Monat | 1. Lebenswoche 2. Lebenswoche 3. – 4. Lebenswoche | ca. 30 ml ca. 50 – 60 ml ca, 70 – 90 ml | 200 – 250 ml 300 – 450 ml 500 – 650 ml | 7 – 8 Stück |
2. Monat | 5. – 6. Lebenswoche 7. – 8. Lebenswoche | ca. 100 – 125 ml ca, 120 – 140 ml | 600 – 750 ml 730 – 880 ml | 6 Stück |
3. Monat | 9. – 12. Lebenswoche | ca. 150 – 170 ml | 760 – 860 ml | 5 Stück |
4. Monat | 13. – 16. Lebenswoche | ca. 150 – 220 ml | 760 – 900 ml | 4 – 5 Stück |
5. Monat | 17. – 21. Lebenswoche | ca. 170 – 200 ml | 660 – 810 ml | 4 Stück |
6. Monat | 22. – 26. Lebenswoche | ca. 180 – 250 ml | 560 – 750 ml | 3 Stück |
ab 7. Monat | 27. – 52. Lebenswoche | ca. 175 – 250 ml | 350 – 500 ml | 2 Stück |
Was tun, wenn das Baby nicht mehr satt wird?
Euer Kind kann über die komplette Flaschenzeit mit einer Anfangsmilch (Pre oder 1er) gefüttert werden. Das Umstellen auf eine Folgemilch ist nicht unbedingt nötig, da in Pre Milch alle wichtigen Nährstoffe enthalten sind und die Milchnahrung ab dem fünften Monat ohnehin durch die Beikost ergänzt wird.
Wenn die Trinkmenge eures Babys über einen längeren Zeitraum, einen Liter pro Tag übersteigt, kann es sein, dass es von der aktuellen Milchnahrung nicht mehr satt wird. Wenn ihr die Vermutung habt, dass euer Liebling nicht mehr satt wird, kann das Umstellen auf eine andere Nahrung tatsächlich hilfreich sein. Das solltet ihr jedoch nicht auf eigene Faust entscheiden, sondern vorher mit dem Kinderarzt besprechen. Der wird euch eine geeignete Nahrung empfehlen und mit euch die Umstellung besprechen.
Alle Mengenangaben, egal ob auf der Nahrungsverpackung oder aber in unserer Liste, dienen nur zur Orientierung. Sollte die Milchmenge eures Kindes davon abweichen, macht euch keine Sorgen. Abweichungen in beide Richtungen sind ganz normal, da sich jedes Baby individuell entwickelt und der Stoffwechsel jedes Kindes anders arbeitet.
Erst wenn ihr ein auffälliges, anhaltendes Missverhältnis zwischen dem theoretischen Bedarf und der tatsächlichen Trinkmenge der Babies feststellt, solltet ihr das mit einem Kinderarzt besprechen.
Übersicht über die weiteren Beiträge der Artikelserie zu Babyflaschen und Milchnahrung
Tipps zum Kauf von Babyflaschen | Der Kauf von Babyflaschen |
Ratgeber Babyflaschen-Sauger | |
Ratgeber Flaschenzubehör | |
Die Wahl der Milchnahrung | Welche Milch kommt in die Babyflasche? |
Spezialnahrung für euer Baby | |
Babygetränke neben der Milch? | |
Fläschchen zubereiten und füttern | Tipps zur Zubereitung der Babyflasche |
Tipps zum Füttern mit der Babyflasche | |
Ratgeber zur Anzahl der täglichen Babyflaschen | |
Hygiene der Babyflasche | Babyflaschen richtig reinigen |
Artikelübersicht | Leitartikel Babyflaschen und Milchnahrung |
Jacqueline ist staatlich anerkannte Erzieherin, Fachkraft für U3 Betreuung, Inklusions- und Integrations-Pädagogin. Neben ihrer beruflichen Laufbahn, ist sie Mutter von zwei Kindern. Einem Mädchen und einem Jungen. Ihre Wissen und ihre Erfahrung schöpft sie also aus beruflichen und privaten Herausforderungen. Das macht sie zu einer perfekten Autorin für unser Magazin.