Für viele Mütter gleicht der Alltag einem ständigen Balanceakt zwischen den unterschiedlichsten Anforderungen. Tagtäglich stehen sie unter großem Druck, die Bedürfnisse ihrer Kinder zu erfüllen – und diese gleichzeitig mit beruflichen und familiären Verpflichtungen zu vereinen. Dabei ist es kaum möglich, allen Rollen gleich gerecht zu werden. Welche zentralen Herausforderungen Mütter leisten müssen, hat Jana Alles, Geschäftsführerin von “Smart Parents”, in einer Umfrage mit 5.000 Müttern herausgearbeitet.

“Die Probleme ähneln sich in vielen Haushalten”, erläutert Jana Alles. “Von den emotionalen Reaktionen der Kinder bis hin zu Konflikten über alltägliche Aufgaben – viele Mütter fühlen sich davon überfordert.”

Mit Smart Parents unterstützt sie Mütter seit Jahren darin, dass sie nicht mehr von dem Verhalten ihrer Kinder getriggert werden und somit entspannter und ausgeglichener ihre Kinder durch die verschiedenen Entwicklungsphasen begleiten können. In diesem Beitrag beschreibt Jana Alles die größten Belastungen im Familienalltag und gibt Anregungen, wie sich stressige Situationen bewältigen lassen – ohne Reaktionen wie Schreien, Schimpfen oder Drohen.

Ein konstanter Druck, die Erwartungen aller zu erfüllen

Stress und Frust im Familienalltag
Bild: © Raool / Adobe Stock

Die wohl größte Herausforderung einer jeden Mutter ist der konstante Druck, in allen Lebensbereichen perfekt zu sein. Familie, Beruf, Haushalt und Partnerschaft müssen miteinander vereinbart werden, wobei die persönlichen Bedürfnisse häufig in den Hintergrund rücken. Auffällig ist dabei: Nicht die Anzahl der Aufgaben an sich, sondern das ständige Streben nach Perfektion und Kontrolle verursacht den größten Stress bei einer Mutter. Aus einer Umfrage mit über 5.000 Müttern konnte Jana Alles drei besonders häufig genannte Belastungen feststellen:

1. Heftige emotionale Ausbrüche der Kinder

Der Umgang mit Wutausbrüchen stellt für viele Mütter eine große Belastung dar. Besonders schwierig wird es, wenn diese Ausbrüche ohne erkennbaren Grund auftreten oder unverhältnismäßig stark sind – in solchen Momenten fällt es vielen Müttern schwer, die eigene Ruhe zu bewahren.

2. Widerstand bei Alltagsroutinen

Auch alltägliche Abläufe wie Zähneputzen, Anziehen oder das Zubettgehen – eigentlich vermeintlich einfache Dinge – bringen Mütter immer wieder an ihre Grenzen. Wenn Kinder diese Aufgaben verweigern oder ewig hinauszögern, entsteht zügig ein Kampf um Kontrolle.

3. Konflikte zwischen Geschwistern

In Haushalten mit mehreren Kindern gehört außerdem Geschwisterstreit zum Alltag – eine kräftezehrende Angelegenheit für Mütter. Denn sie müssen schon regelrecht zwischen ihren Kindern “vermitteln”. Die ständigen Eskalationen hinterlassen nicht selten ein Gefühl der Überforderung und Hilflosigkeit.

So beeinflusst die Lebenssituation den Familienalltag

Die Zahl der Kinder und die individuelle Lebenssituation beeinflussen maßgeblich, wie Mütter bestimmte Herausforderungen wahrnehmen. Frauen mit einem Kind berichten oft, dass sich ihr Alltag vollständig auf das Kind konzentriert, wodurch ihre eigenen Bedürfnisse vernachlässigt werden. Bei mehreren Kindern rückt zusätzlich der häufige Geschwisterstreit in den Fokus, der nur schwer kontrollierbar erscheint. Für berufstätige Mütter kommt eine weitere Belastung hinzu: der Spagat zwischen den Anforderungen im Berufsleben und den Bedürfnissen der Familie.

Wenn sich der Druck der Mutter entlädt

So gut es nachvollziehbar ist, dass Mütter täglich mit großem Druck umgehen müssen, so falsch ist die Reaktion vieler Frauen. Denn meistens kommt es beim Entladen des Drucks zu emotionalen Ausbrüchen der Mütter. Von Schreien über Drohen bis hin zu ungerechten Aussagen oder Bewertungen – bei Kindern hinterlässt dieses Verhalten langfristige Spuren, da Kinder nicht begreifen können, dass die Frustration der Mutter nicht direkt mit ihrem eigenen Handeln zusammenhängt. Das Schreien der Mutter löst bei ihnen tiefe Ängste aus, die sich im Unterbewusstsein verankern. Selbst wenn das Kind später wieder lächelt: Der Schein trügt und das Gefühl der Angst und Hilflosigkeit nach solchen Erlebnissen speichert sich im Gedächtnis.

Streit zwischen Tochter und Mutter
Wenn Streit eskaliert, tut das Niemandem gut.
(Bild: © Topuria Design / Adobe Stock)

Langfristig kann es dazu kommen, dass Kinder sich emotional zurückziehen, Nähe vermeiden und versuchen, sich selbst zu schützen. Das ständige Gefühl, zu Hause bewertet oder missverstanden zu werden, treibt sie dazu, außerhalb der Familie nach Anerkennung zu suchen, was oft in problematischen Freundschaften oder Beziehungen mündet. Manche Kinder reagieren auch gegenteilig, indem sie aggressiv werden oder in einen ständigen Kampfmodus verfallen. Eine andere mögliche langfristige Entwicklung sind psychische Probleme wie Kontrollzwang, Harmoniesucht oder sogar Burnout.

Mütter müssen sich mit den Ursachen ihrer Reaktionen auseinandersetzen

Die eigenen emotionalen Auslöser als Mutter dürfen nicht einfach hingenommen, sondern müssen bewusst hinterfragt und aufgearbeitet werden. Ein erster wichtiger Schritt besteht darin, sich die Tragweite des eigenen Verhaltens vor Augen zu führen: Es ist schlicht und ergreifend nicht akzeptabel, Kinder anzuschreien, ihnen zu drohen oder sie zu beschimpfen. Eltern tragen die Verantwortung, ihren Kindern eine unbeschwerte, angstfreie Kindheit zu ermöglichen.

Deshalb müssen Mütter an den Ursachen für ihre Trigger arbeiten. Meist handelt es sich um unbewusste Muster, Erfahrungen oder Überzeugungen, die aus der eigenen Kindheit stammen – und eben nicht das Verhalten der Kinder. Das Ziel einer jeden Mutter sollte es sein, am eigenen Verhalten zu arbeiten und ihre Kinder empathisch und authentisch durch ihre ganze Entwicklung zu begleiten.


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