Das Baby ist da, doch der ehemalige Partner gehört von nun an nicht mehr zu eurer kleinen Familie. Rund 2,7 Millionen Alleinerziehende leben aktuell in Deutschland. Jede fünfte Familie ist betroffen und zieht ein oder mehrere Kinder alleine groß. Eine Herausforderung, die mit Hilfe, guter Organisation und einem guten Netzwerk gemeistert werden kann.

Ein Kind bedeutet Veränderung

Eine Frau wird schwanger und der bisher geplante Lebensweg verändert sich. Ob geplant oder nicht, ein Kind verändert alles. Manche Beziehungen halten diesen Veränderungen leider nicht stand. Einige Paare trennen sich schon während der Schwangerschaft oder einige Zeit nach der Geburt. Egal wie – ab nun ist ein Elternteil alleinerziehend. Statistisch gesehen, sind dies meist die Frauen bzw. Mütter, die ein Kind alleine groß ziehen.

Was tun wenn man plötzlich alleine ist?

Es gibt einige Anlaufstellen, die Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Die erste Wahl könnte eine Beratungsstelle sein. Die Mitarbeiter  können meist umfassende Informationen liefern, die Mütter oder Väter in dieser Situation benötigen. Angefangen von finanziellen Hilfen, Kontakten zu anderen Alleinerziehenden, und vor allem können sie Sorgen und Ängste nehmen. Die Beratung erfolgt meistens kostenlos. Auch der Kontakt zu anderen Alleinerziehenden und deren Ratschläge, können Mut machen und eine gute Hilfe für den eigenen Weg sein.

In Netzwerken auf diversen Internetseiten, kann man anonym seine Gefühle, Sorgen und Probleme äußern und sich selbst so einigen Druck nehmen.


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Finanzielle Hilfen und Unterstützung für Alleinerziehende

Plötzlich alleine – nur noch ein Einkommen – wenn überhaupt. Alleinerziehende stehen oft vor schwierigen finanziellen Problemen und müssen früher als geplant wieder arbeiten gehen. Um ihnen trotzdem die Möglichkeit zu bieten, mindestens ein Jahr beim Baby zu Hause zu bleiben, stehen ihnen einige erweiterte staatliche Unterstützungen zu:

  • Das Elterngeld wird statt 12 Monate für 14 Monate gezahlt. Die Höhe orientiert sich am Einkommen vor der Geburt. Es beträgt mindestens 300 € und höchstens 1800 € monatlich.
  • Kindergeld, wird wie in allen Familien von der Familienkasse gezahlt. Es beträgt für die ersten beiden Kinder 184 Euro, für das Dritte 190 Euro und für jedes weitere Kind 215 Euro, monatlich.
  • Kinderzuschlag wird dann gezahlt, wenn der Betreuende Elternteil, weniger als 600 Euro verdient und kein Arbeitslosengeld II erhält. Maximal 140 Euro pro Kind wird hier an die Familie gezahlt.

Arbeitslosengeld II ( Hartz 4) ist für all die Familien und Alleinerziehenden, die ihren Lebensunterhalt alleine nicht bestreiten können. Miete in angemessener Höhe und ein Betrag für die Grundsicherung wird von den Jobcentern an die Familien gezahlt. Schwangeren ab der 12. Woche und Alleinerziehenden, steht zusätzlich ein Mehrbedarf zu. Außerdem erhaltet ihr eine Leistung für die Erstausstattung.

Rechtliche Ansprüche von Alleinerziehenden

Das Elternteil, bei dem das Kind nicht lebt, ist diesem gegenüber Unterhaltspflichtig. Beim Jugendamt, oder einem Anwalt, kann der exakte Unterhalt berechnet werden. Dieser wird in einer Urkunde festgehalten und verpflichtet zur Zahlung dieser Summe, an das betreuende Elternteil. Die Höhe des Unterhalts richtet sich nach dem Einkommen und wird in der Düsseldorfer Tabelle festgehalten.

Bleiben die Unterhaltszahlungen aus, oder ist der Ex-Partner finanziell nicht in der Lage, Unterhalt zu zahlen, steht den Alleinerziehenden und deren Kindern Unterhaltsvorschuss zu. Bis zum 6. Lebensjahr wird eine Summe von 133 Euro – und für unter 12-Jährige – 180 Euro gezahlt. Diese Leistung erfolgt höchstens 72 Monate und nicht über das 12. Lebensjahr des Kindes hinaus.

Emotionale Hilfe für Alleinerziehende

Zukunftsängste, Überforderung, organisatorische Probleme und Vorurteile von anderen – die emotionalen und alltäglichen Belastungen für Alleinerziehende sind enorm groß. Die Familie kann dann eine große Stütze sein. Sie können nicht nur mit Ratschlägen helfen, sonder können Alleinerziehende Mütter oder Väter tatkräftig entlasten, indem sie in regelmäßigen Abständen die Kinderbetreuung übernehmen. Ob für einen gemütlichen Kinoabend, einen Wellnesstag, ein Abendessen mit Freunden oder einfach, um den Haushalt auf  Vordermann zu bringen – für Elternteile ohne Partner sind Auszeiten wichtig, um neue Kraftreserven und Energie zu tanken. Schließlich gilt es am nächsten Tag wieder fit zu sein, um den Alltag mit Kind/ern zu meistern.

Alleinerziehende Mutter und Tochter schauen aus dem Fenster
Auch als Alleinerziehende gibt es viele Möglichkeiten, dem tristen Alltag zu entfliehen. (Bild: © JenkoAtaman / Fotolia)

Gibt es keine Verwandten, Freunde oder Bekannte, die das Kind betreuen können, ist ein Babysitter eine gute Alternative. Seit einiger Zeit, findet man in Familienzentren, über das Jugendamt oder Beratungsstellen Babysitter, die einen Kurs absolviert haben und so die Grundlagen des Babysittens kennen. Babysitter kosten zwischen 5 und 8 Euro die Stunde und sind so für 1 oder 2 Abende im Monat eine gute Gelegenheit um etwas Zeit für sich zu finden.

Auch der Austausch mit anderen Alleinerziehenden kann eine große Hilfe sein. Das Gefühl mit seinen Sorgen und dem stressigen Alltag nicht alleine zu sein, lässt so manch schwierige Situation leichter ertragen und einfacher zu meistern.

Wiedereinstieg die Arbeitswelt

Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem Alleinerziehende wieder arbeiten müssen oder wollen. Einige können zurück an ihren alten Arbeitsplatz und andere müssen sich einen neuen Job suchen. Ein häufiges Problem ist dann die regelmäßige Kinderbetreuung. Viele Arbeitgeber setzen Flexibilität und eine gesicherte Kinderbetreuung voraus, um ein neues Arbeitsverhältnis zu beginnen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sein Kind betreuen zu lassen:

Tagesmutter

Wer eine flexible Betreuungszeit benötigt, ist bei einer Tagesmutter meistens am besten aufgehoben. Die Betreuungszeiten, die diese anbieten, sind sehr variabel und werden schon oft ab 6 Uhr morgens bis teilweise 18 oder 19 Uhr Abends angeboten. Tagesmütter findet man über das örtliche Jugendamt. Dort erfährt man ebenfalls die Höhe der Kosten und eine eventuelle Übernahme der Betreuungskosten durch das Jugendamt.

Kindergarten / Kindertagesstätte

Seit August 2013 hat jedes Kind ab einem Jahr einen Anspruch auf einen Betreuungsplatz. Das gilt auch für Kindergärten und Tageseinrichtungen. Das erleichtert vielen Müttern und Vätern, das Wiederaufnehmen des Berufs nach der Elternzeit. Die Betreuungszeiten sind in 3 Blöcke aufgeteilt. 25 Stunden, 35 Stunden und 45 Stunden die Woche. So ist auch hier für fast alle Eltern eine passende Betreuungszeit gesichert.

Betreuung durch Familie und Freunde

Die günstigste Alternative zu städtischen oder staatlichen Betreuungen, sind Familie und Freunde. Gibt es die Möglichkeit sein Kind von Familienangehörigen betreuen zu lassen, ist dies gerade bei kleinen Kindern die erste Wahl. Oftmals springen die Großeltern gerne ein, wenn Mutter oder Vater wieder arbeiten müssen.

Auszeit mit Kind und Kegel

Werden die Belastungen im Alltag zu groß und der Stress und die Verantwortung kann nicht mehr getragen werden, ist eine Auszeit genau das Richtige. Erholung vom Alltag, neue Energie sammeln und danach mit frischem Mut in das Leben als Alleinerziehende/r zurückkehren, kann man in und nach einer Mutter/Vater-Kind-Kur.

Die Kuren müssen bei der Krankenkasse beantragt und genehmigt werden, und dauern in der Regel 3-4 Wochen. Gemeinsam mit dem Kind, oder den Kindern, geht es in eine Kurklinik. Dort werden die Kinder betreut und Mama oder Papa können in verschiedenen Behandlungen, wie zb Massage, Gymnastik ,Schwimmen, oder wenn gewünscht auch in Gesprächen mit Sozialarbeitern, Psychologen oder anderen Alleinerziehenden, vom Alltag Abstand nehmen, Entspannen und neue Kräfte sammeln. Abgerundet wird eine Kur durch gemeinsame Ausflüge mit den Kindern und anderen Freizeitaktivitäten.



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