Duisburg, 18. Februar 2021 – Cybermobbing ist in den vergangenen Jahren zu einer wachsenden Gefahr für Kinder und Jugendliche geworden. Fast zwei Millionen von ihnen sind in Deutschland davon betroffen.[1] Besonders in Zeiten von Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen verlagern sich Anfeindungen, Beleidigungen und Drohungen immer mehr vom Pausenhof ins Internet. Im Gespräch mit Panda Security erläutert Marek Fink, Experte für Mobbing und Gründer des Vereins „Zeichen gegen Mobbing“, was sich dahinter verbirgt und wie sich Eltern und Betroffene schützen können.


Panda Security: „Hallo Marek! Du bist Experte für Mobbing bei Kindern und kennst auch die Gefahren von Cybermobbing ganz genau. Ab wann spricht man von einer Mobbing-Situation?“ 

Marek Fink: „Mobbing ist eine Form von Gewalt. Wie bei einem Streit können physische und psychische Gewaltübergriffe auf eine Person stattfinden. Um zwischen einer Mobbing-Situation und einem Streit zu unterscheiden, müssen gewisse Kriterien zutreffen. Zu diesen zählt beispielsweise, wenn körperliche, seelische oder zahlenmäßige Ungleichheiten zwischen den beiden Parteien bestehen. Wiederholen sich die Vorfälle regelmäßig und über einen längeren Zeitraum, etwa über einen Monat[2], gibt es keinen Zweifel mehr. In einer Mobbing-Situation sind die Betroffenen so hilflos, dass sie sich oftmals nicht aus eigener Kraft helfen können.“

Panda Security: „Wie unterscheidet sich Mobbing von Cybermobbing?“

Marek Fink: „Mobbing und Cybermobbing rufen ähnliche Symptome hervor, nur Cybermobbing findet online statt. Das Gefährliche dabei: Dem Mobbing im Netz sind keine räumlichen und zeitlichen Grenzen gesetzt. Das Zuhause bietet keinen Rückzugsort mehr und Betroffene sind der ständigen Konfrontation ausgesetzt. Außerdem hat Cybermobbing eine höhere Reichweite, da sich diffamierende Bilder und Hetze in rasender Geschwindigkeit über diverse Chats verbreiten und ungehindert weitergeleitet werden können. Das ist ein großes Problem, denn die Betroffenen sind dagegen oft machtlos. Was einmal im Netz ist, lässt sich nur schwer rückgängig machen.“

Panda Security: „Viele Familien leben seit einem Jahr mit Homeoffice und Homeschooling. Die Kinder kommunizieren, lernen und spielen mehr online als bisher. Hat Cybermobbing dadurch im letzten Jahr spürbar zugenommen?“

Marek Fink: „Leider ja. Kinder und Jugendliche verbringen seit der Schließung der Schulen und vor allem auch aufgrund ausfallender Freizeitaktivitäten mehr Zeit im Internet und sind gerade jetzt Cybermobbing verstärkt ausgesetzt. Viele Eltern sind verunsichert und wissen nicht, wie sie in dieser Zeit mit dem Medienverhalten ihrer Kinder umgehen sollen. Oft kennen sie die Apps und Plattformen und damit verbundenen Risiken nicht gut genug, um richtig aufzuklären. Hinzu kommt, dass sich Mobbing-Situationen, die vorher in der Schule stattgefunden haben, nun online fortsetzen. Weil die Gefahr verborgen im Netz lauert, fehlt es Betroffenen oft an Unterstützung, die sie offline eher bekämen – so können sie sich weniger schützen. Dies nutzen Akteur*innen aus, die Übergriffe dauern an und finden häufiger statt.“

Panda Security: „Verunsicherte Eltern sind also ein Grund für fehlende Aufklärung über Cybermobbing und Internetnutzung im Allgemeinen?“

Marek Fink: „Über Gefahren im Netz aufzuklären, ist sehr wichtig und Eltern kommt hier eine Schlüsselrolle zu. Gleichzeitig gilt es, sie auch für die Anzeichen von Cybermobbing zu sensibilisieren. Wenn Warnsignale wie Stress, Angst oder Niedergeschlagenheit auftauchen, ist es wichtig, dass sich Eltern ihrer starken Rolle bewusst sind und auch aktiv helfen.“


Wertvolle Tipps gegen Cybermobbing für Eltern:

Cybermobbing unter Kindern
Eltern müssen sich ganz aktiv bewusst machen, dass Cybermobbing auch schon bei jüngeren Kindern tiefe Spuren hinterlassen kann. (Bild: © Brian Jackson / Adobe Stock)
  1. Das Gespräch suchen: Haben Eltern den Verdacht, dass das eigene Kind von Cybermobbing betroffen ist, hilft es zunächst, das Gespräch zu suchen. Dafür ist eine ruhige und angenehme Atmosphäre wichtig. Aufmerksam zuhören und das Problem des Kindes ernst nehmen, lautet die Devise. Das Kind spürt so die Bereitschaft der Eltern zur Hilfe und wird sich im besten Fall anvertrauen.
  2. Gemeinsam Lösungen planen: Kinder sollten an der Lösung der Mobbing-Situation aktiv beteiligt sein. Nur so können sie die Erfahrung machen, dass sie das Problem bewältigen. Kinder können die Situation oftmals besser einschätzen als die zunächst außenstehenden Eltern. 
  3. Bereit sein, Hilfe anzunehmen: Eltern greifen in ihrer Hilflosigkeit häufig zu Mitteln, die die Mobbing-Situation nicht beenden, sondern eher verschlechtern. Unterstützung und Informationen finden Eltern bei Organisationen und Verbänden, so beispielsweise bei „Zeichen gegen Mobbing “. Der Verein klärt auch in Schulen über Mobbing auf.
  4. Schutz-Software installieren: Panda Security bietet mit Panda Dome Family eine Lösung, die es Nutzern beispielsweise ermöglicht, Website-Sperren zum Schutz von Minderjährigen einzurichten. So kann gemeinsam daran gearbeitet werden, das Internet sicher kennenzulernen.

[1] https://www.buendnis-gegen cybermobbing.de/fileadmin/pdf/studien/PM_Cybermobbing-Studie_2020.pdf (leider nicht mehr abrufbar)

[2] Es existieren mehrere Definitionen von Mobbing. Der Zeitraum variiert von Definition zu Definition. „Zeichen gegen Mobbing“ hat sich auf eine Zeit von einem Monat festgelegt. Danach wird von einer Mobbing-Situation gesprochen. Andere Definitionen sprechen von sechs Monaten Mindestdauer. 

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