Moderne Erziehungsmethoden sind oft bedürfnisorientiert. Man spricht von der Partizipation der Kinder. Doch was genau steckt hinter dem Begriff und dieser Art der Erziehung? Und wie lässt sich das im Alltag umsetzen? Schon kleine Veränderungen in der eigenen Erziehung, sorgen dafür, dass Partizipation und bedürfnisorientiertes Erziehen, den größten Teil des Alltags ausmachen. Dadurch wird die Bindung zwischen Eltern und Kind, sowie das Selbstbewusstsein der Kinder, enorm gestärkt.
Was bedeutet Partizipation für Kinder?
Bedürfnisorientiertes Erziehen heißt nicht zu allem JA zu sagen
Über die bedürfnisorientierte Erziehung gibt es viele Meinungen und vielfältige Vorurteile. Viele Eltern halten diese Erziehungsmethode für die Neuauflage der laissez-fairen Erziehung. So ist das allerdings keinesfalls. Bei der laissez-fairen Erziehung, geben Eltern ihren Kindern nur minimale Strukturen und Regeln vor. Der große Hauptteil der Erziehung findet (einfach ausgedrückt) schlicht nicht statt. Die Kinder sind vielmehr auf sich alleine gestellt.
Doch längst haben Sozialwissenschaftler, Erziehungs-und Bindungsexperten festgestellt, dass Kinder Strukturen und einen gewissen Rahmen brauchen, um sich gesund entwickeln zu können. Und dort setzt die bedürfnisorientierte Erziehung an. Eltern schaffen ihren Kindern einen sicheren Rahmen, in dem sie eigene Entscheidungen fällen dürfen. Sie dürfen partizipial ihren Alltag aktiv mitgestalten. Jedoch gibt es (ganz klar) feste Regeln und Strukturen, die von den Eltern vorgegeben und vorgelebt sind. Die Bedürfnisse der Kinder stehen also im Vordergrund – jedoch nicht um jeden Preis.
Die Umsetzung im Alltag – Ein Geben und Nehmen der ganzen Familie
Die Umsetzung im Alltag verfolgen viele Eltern bereits, ohne es bewusst als ihren gewählten Erziehungsstil zu erkennen. Bereits die kleinen Dinge, die Kinder mit- oder selbst entscheiden dürfen, gehören dazu. Die Auswahl des Mittagessens, die Kleidung, die zur Kita oder Schule getragen wird, oder die neue Wandfarbe im Kinderzimmer. Alle täglichen Fragen, die sich in der Familie tummeln, und gemeinsam entschieden werden, sind bereits eine echte bedürfnisorientierte und partizipierende Erziehung. Der Blick der ganzen Familie liegt dabei auf den Bedürfnissen jedes Einzelnen.
Nicht immer können jedoch alle Bedürfnisse gleichzeitig erfüllt werden. Wenn beispielsweise die Tochter gerade dringend etwas erzählen möchte, aber der Termin beim Zahnarzt in 10 Minuten ansteht, dann müssen Kompromisse gefunden werden. Es geht im Großen und Ganzen bei dieser Erziehungsmethode um den Blick auf die kleinen Dinge, die Möglichkeiten so viele Bedürfnisse zu erfüllen wie möglich – und Freiheiten für eigene Entscheidungen einzuräumen.
Partizipation stärkt den Charakter und die Bindung
Partizipation bedeutet übrigens auch, die natürliche Neugierde von Kindern zu befriedigen. Natürlich – wie gesagt – alles hat einen Rahmen und gewisse Grenzen, welche von den Erwachsenen gezogen werden. So geht es oft nicht um Entscheidungen, sondern um die Einbindung in alltägliche Abläufe. Kinder lieben es, spielerisch eine Hilfe sein zu können. So treffen sie für sich Entscheidungen, welche sie entweder anhand der vergangenen Handlungen der Erwachsenen spiegeln, oder werden beim Wäsche falten auch gerne mal kreativ. Ein Handtuch-Origami macht schließlich was her.
Lesepause im Video:
Viele Eltern empfinden eine gewisse Angst, wenn es darum geht, Kinder auch mal praktische Entscheidungen treffen zu lassen. Denn eines ist sicher: Es kann auch mal eine Fehlentscheidung dabei sein. Und Misserfolge schmerzen ein Kind. Wer jedoch bedürfnisorientiert erzieht, wird ganz schnell feststellen, dass Kinder den festen Willen haben, aus ihren Fehlern zu lernen. Wer seinen kleinen Schatz behutsam und ehrlich auffängt, wird einen motiviertes und ausgeglichenes Kind heranwachsen sehen…
Jacqueline ist staatlich anerkannte Erzieherin, Fachkraft für U3 Betreuung, Inklusions- und Integrations-Pädagogin. Neben ihrer beruflichen Laufbahn, ist sie Mutter von zwei Kindern. Einem Mädchen und einem Jungen. Ihre Wissen und ihre Erfahrung schöpft sie also aus beruflichen und privaten Herausforderungen. Das macht sie zu einer perfekten Autorin für unser Magazin.