Zwischen dem vierten und fünften Lebensjahr beginnen Kinder bewusst und absichtlich zu Lügen. Sie lernen, dass es manchmal vermeintliche Vorteile für sie bringt, wenn sie die Unwahrheit sagen. Wir geben euch ein paar wertvolle Eltern-Tipps, wie man am besten mit einer Kinderlüge umgeht.
Dabei ist ein wenig Geduld gefragt, denn die Erkenntnis, dass man mit einer Lüge manchmal vermeintlich schneller zum Ziel kommt, ist für Kinder neu. Wichtig ist, dass man konsequent, jedoch nicht allzu schroff reagiert. Denn umso jünger Kinder sind, umso weniger können sie den Vertrauensbruch, den eine Lüge mit sich bringt, werten oder einordnen.
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Ehrlichkeit loben
Kommt euer Kind auf euch zu und erzählt euch von der schlechten Note, der kaputten Vase, oder dem handgreiflichen Streit im Kindergarten, solltet ihr es für seine Ehrlichkeit loben. Natürlich hat es für die Situationen selbst keinen Lob verdient. Aber wohl dafür, dass es euch die Wahrheit erzählt hat. Kinder die Anerkennung für ihre Ehrlichkeit und Offenheit erhalten, lügen seltener.
Konsequenzen aufzeigen
Eine Lüge hat immer Konsequenzen. Auch eine Kinderlüge. Diese sollten den Kindern aufgezeigt werden. Man kann erklären, dass man ihnen irgendwann nicht mehr glauben kann, und eventuell an ihnen zweifelt, auch wenn sie die Wahrheit sprechen. Außerdem kann man ihnen vermitteln, dass andere Kinder sich von ihnen abwenden, wenn man andauernd lügt.
Oftmals sind sich Kinder nicht bewusst, welche Konsequenzen ihr Handeln mit sich bringt.
Vertrauensvoller Umgang
Vertrauen ist die wichtigste Voraussetzung dafür, dass Kinder ehrlich und offen sind und sich ihren Eltern anvertrauen. Kinder brauchen das Gefühl mit allen Problemen zu ihren Eltern kommen zu können. Sie müssen darauf vertrauen, dass ihre Eltern immer zu ihnen stehen, ganz gleich, was sie gerade angestellt haben. So sind sie eher bereit, ehrlich zu sein, und die Verantwortung für ihre Verfehlungen zu übernehmen.
Umgang mit Fehlern und unangenehmen Situationen lernen
Kinder müssen lernen, mit Fehlern und Ungeschicktheiten umzugehen. Natürlich ist es eine unangenehme Situation, wenn man gerade die Vase der Oma zerstört hat. Ermutigt eure Kinder in solchen Situationen immer wieder dazu, die Wahrheit zu sagen und reagiert nicht wütend, sondern gebt ihnen den Freiraum und aktive Unterstützung, wenn sie das Bedürfnis verspüren, einen Fehler wider gutmachen zu wollen.
Wutanfälle vermeiden
Hat euer Kind euch etwas gebeichtet, solltet ihr Wutanfälle vermeiden. Das verängstigt euer Kind nur unnötig, und es wird beim nächsten Mal doch wieder den Weg der Lüge gehen. Es wird eine solche Situation ist Zukunft vermeiden wollen. Erklärt euren Kindern aber ruhig, dass ihr sauer oder enttäuscht seit. Die Gefühle anderer zu verstehen ist ein wichtiger Entwicklungsschritt.
Lügen aufdecken und benennen
Habt ihr euer Kind bei einer Lüge ertappt, sollte ihr dies unbedingt ansprechen. Denn es muss merken, dass es aufgeflogen ist. Eine Lüge stillschweigend hinzunehmen hat keinen Lerneffekt für euer Kind. Es wird denken, dass es damit durch kommt und wird weiter lügen.
Ein gemeinsames Gespräch in dem hinterfragt wird, warum gelogen wurde, hilft auch euch, euer Kind zu verstehen und gegebenenfalls auch etwas an eurem Verhalten zu ändern.
Alternativen für Lügen finden
Hat man in einem gemeinsamen Gespräch herausgefunden, warum ein Kind gelogen hat, gilt es Alternativen zur Lüge zu finden. Gemeinsam sollte man erarbeiten, was ein Kind bei der nächsten Situation tun kann, anstatt zu lügen. Man sollte das Kind nochmal bestärken, ehrlich zu sein, über Fehler zu sprechen und diese einzugestehen.
Strafen helfen nicht bei Kinderlügen
Harte Strafen sind eher kontraproduktiv. Ein Kind das wegen einer Lüge, eine Strafe erhält, ist schnell der Meinung, es müsste beim nächsten Mal nur besser lügen, um nicht ertappt zu werden. Besser ist ein Gespräch, in dem geklärt wird, warum gelogen wurde, und in dem ihr erklärt, dass Lügen keinen Sinn haben. Solltet ihr euch trotzdem für eine Konsequenz entscheiden, sollte diese unbedingt im Zusammenhang zur Lüge stehen. Denn auch die Lüge hatte schon eine Konsequenz. Dass Konsequenzen auch Auswirkungen haben können, mit denen man nun auch umgehen muss, dürfen Kinder gerne (im geschützten Rahmen) lernen.
Verständnis für die Ursache einer Kinderlüge zeigen
Auch wenn es vielleicht schwer fällt – Verständnis ist immer der beste Weg, wenn man sein Kind beim Lügen erwischt hat. Man kann dem Kind ruhig sagen, dass man versteht, dass es einfacher ist zu Lügen, als die Wahrheit zu sagen. Das eine Lüge aber niemals ein Ausweg aus der Situation darstellt und keine gute Möglichkeit ist, um einem Konflikt aus dem Weg zu gehen. Hat das Kind das Gefühl, dass seine Eltern es verstehen, wird es beim nächsten Mal vielleicht keine Lüge benutzen.
Vorbild sein
Kinder benutzen ihre Eltern als Vorbild. Deshalb sollten Eltern ihre Kinder nicht anlügen. Nur wer mit gutem Vorbild voran geht, kann erwarten, dass sein Kind ehrlich und aufrichtig ist. Sollte man eine “Notlüge” nutzen müssen – um zum Beispiel jemanden zu schützen – sollte man dies den Kindern erklären.
Erwischen die Kinder ihre Eltern beim Lügen, werden sie denken, das es in Ordnung ist zu lügen, und ahmen dieses Verhalten nach.
Jacqueline ist staatlich anerkannte Erzieherin, Fachkraft für U3 Betreuung, Inklusions- und Integrations-Pädagogin. Neben ihrer beruflichen Laufbahn, ist sie Mutter von zwei Kindern. Einem Mädchen und einem Jungen. Ihre Wissen und ihre Erfahrung schöpft sie also aus beruflichen und privaten Herausforderungen. Das macht sie zu einer perfekten Autorin für unser Magazin.