Gibt es einen richtigen Zeitpunkt, um ein Kind aufzuklären? Fast kein Thema fällt Eltern so schwer, wie die sexuelle Aufklärung. Dabei ist es ein Prozess der meist schon im Kindergarten beginnt und erst am Schluss der Pubertät endet. Wie kann man Kinder aufklären? Hier kommen ein paar wertvolle Tipps.
Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem Eltern ihren Kindern erklären müssen, wie das mit den Bienchen und den Blümchen läuft. Sei es, weil ein neues Geschwisterchen in die Familie geboren wird, das Kind den Unterschied zwischen Jungs und Mädchen entdeckt, oder der erste Freund ins Haus kommt. Es gibt viele Situationen, in denen ein Kind ein Stück aufgeklärt werden muss und sollte. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um Nägel mit Köpfen zu machen, und was kann man einem Kind bereits “zumuten”?
Aufklärung beginnt bereits im Kindergarten
Viele Eltern denken, sie haben bis zur Pubertät Zeit, um ihr Kind aufzuklären. Doch dies ist nicht der Fall. Bereits im Kindergarten spielt die Aufklärung eine Rolle. Spätestens wenn ein Kind bemerkt, dass ein Junge andere Geschlechtsorgane besitzt, als ein Mädchen, beginnt der Prozess der Aufklärung. Kinder stellen Fragen und wollen verstehen, warum ein Junge anders ist, als ein Mädchen. An dieser Stelle reicht es den meisten Kindern, den Unterschied erklärt zu bekommen.
Eltern können bereits jetzt die Bezeichnung Penis und Scheide nutzen. Daran ist nichts verwerflich. Ganz im Gegenteil, Kinder spüren, dass man aufrichtig und ehrlich ist, und geben sich mit der Erklärung zufrieden, dass Jungen und Mädchen unterschiedlich sind und deswegen anders aussehen. Auch Bücher können helfen, die Dinge anschaulich zu erklären. Diese sind bereits für Kinder ab 2 Jahren erhältlich und zeigen kindgerecht den Unterschied zwischen Junge und Mädchen.
Fragen zu Sexualität kindgerecht ehrlich beantworten
Der wichtigste Punkt in der Aufklärung ist, dass Eltern kindgerecht aber ehrlich antworten. Kinder werden im Laufe ihrer Entwicklung immer wieder Fragen stellen, die Eltern vielleicht unangenehm sind. Doch hier ist es wichtig Ruhe zu bewahren und dem Kind das Gefühl zu vermitteln, dass seine Frage ernst genommen und ehrlich beantwortet wird. Natürlich müssen die Eltern ihrer 6-jährigen nicht den Sexualakt genau erklären. An diesem Punkt reicht es völlig, dem Kind zu vermitteln, dass Mama und Papa sich lieben, und gerne nackt kuscheln. Eine zu detailgetreue Antwort verunsichert Kinder – gerade wenn sie noch sehr klein sind – sehr.
Aufklärung über Sexualität in der Schule
Spätestens in der Grundschule kommen die ersten gezielten Fragen zum Thema Sexualität auf. Kinder nehmen bewusster wahr, dass ihre Eltern sich küssen, oder sehen ihre größeren Geschwister dabei. Außerdem wird oftmals im Sachunterricht, oder in Biologie, der weibliche und männliche Körper besprochen. Sie lernen die Körperfunktionen und die genauen Unterschiede der Geschlechter kennen. Sie sind neugierig und beginnen vielleicht ihren Körper genauer zu betrachten. Diese sogenannten “Doktorspiele” sind eine normale Phase der kindlichen Entwicklung.
Sexualität als Normalität
Wichtig ist der normale Umgang mit Sexualität im Alltag. Eltern müssen sich nicht davor scheuen, auch einmal nackt von der Dusche ins Schlafzimmer zu laufen, oder gemeinsam mit dem Kind zu baden. Nur wenn Eltern Normalität vorleben, wird das Kind dieses Verhalten übernehmen, und zum Beispiel das Nacktsein, als etwas natürliches empfinden. Dabei ist jedoch die Intimsphäre eines Jeden zu beachten. Möchte das Kind nicht, dass man ins Badezimmer kommt, wenn es gerade auf der Toilette ist, oder duscht, sollte das tunlichst geachtet werden. Gerade in der Pubertät beginnen Mädchen eine natürliche Scheu zu entwickeln. Eltern können offen damit um gehen, und die Grenzen der Kinder akzeptieren.
Pubertät – Aufklärung auf höchster Stufe
Kommen Kinder in die Pubertät folgt die Königsdisziplin der Aufklärung. Die körperlichen Veränderungen, die ersten sexuellen Erfahrungen, und die Verhütung sind nun Hauptthemen. Hierbei ist Feinfühligkeit und Geschick gefragt. Mädchen besprechen diese Dinge lieber mit ihrer Mutter. Das sollte unbedingt respektiert werden. Denn es geht um sensible und intime Themen.
Wichtig ist, dass Eltern offen, ehrlich, und genau erklären, was nun auf die Teenies zukommt. Da gibt es körperliche Veränderungen, mit denen man umgehen muss. Gefühle fühlen sich plötzlich anders an, als bisher. Und man muss (egal ob Junge oder Mädchen) Verantwortung für sich und das andere Geschlecht übernehmen. All das will gut erklärt sein, damit eine Sicherheit entsteht, mit jeder Frage und jeder Sorge, jederzeit zu seinen Eltern kommen zu können.
Jacqueline ist staatlich anerkannte Erzieherin, Fachkraft für U3 Betreuung, Inklusions- und Integrations-Pädagogin. Neben ihrer beruflichen Laufbahn, ist sie Mutter von zwei Kindern. Einem Mädchen und einem Jungen. Ihre Wissen und ihre Erfahrung schöpft sie also aus beruflichen und privaten Herausforderungen. Das macht sie zu einer perfekten Autorin für unser Magazin.