Möchte man es platt zusammenfassen, dann kann man feststellen, dass Familien heute in beinahe allen Lebensbereichen, in punkto Nachhaltigkeit schwer unter Druck stehen. In den meisten Fällen übrigens nicht, weil sie keine Lust auf dieses Thema haben. Sondern vielmehr, weil es oft nicht so gut hinhaut, wie man es gerne hätte.

Da geht es um Mobilität, Kaufverhalten, Essgewohnheiten, Freizeitgestaltung. Der Alltag von Familien ist teils so komplex, dass alle Abläufe, wie Zahnräder ineinandergreifen müssen. Kommt die Nachhaltigkeitskeule da in den Weg, droht das System zu kollabieren. Das macht es, wenn man es erzwingen wollte, oft müßig. Warum es trotzdem lohnt, am Ball zu bleiben, erfahrt ihr hier.

Es gibt diese gefühlte Nachhaltigkeitsschere zwischen Stadt und Land. In den Medien wird viel darüber berichtet, dass nachhaltige Mobilität in eher ländlichen Gegenden kaum möglich ist, weil der öffentliche Nahverkehr nicht mithält. Ich lebe mit meiner Familie eher ländlich – und kann bestätigen, dass nachhaltige Mobilität meist nur in der Freizeit planbar ist. Der Alltag ist viel zu sprunghaft – Alternativen zu unflexibel.

Nachhaltige Mobilität bleibt für Familien ein Problem

Skurrile Blüten schlägt es, wenn man auf der Tour am Nachmittag noch den Hund ins Auto packt, um (zwischendurch) mit ihm ins Feld um die Ecke springen, welches man eigentlich immer zu Fuß ansteuern würde. Aber wenn Kind 1 zur Ergotherapie muss, während Kind 2 gleichzeitig Fußballtraining hat, wird es schon eng, wenn man auch noch selber etwas zu erledigen hat. Sind die Distanzen zwischen den einzelnen Stopps zu groß – und zeitlich zu eng, fallen Fußweg und Fahrrad schnell als Mittel der Wahl aus. Der öffentliche Nahverkehr ist an dem Punkt (zumindest auf dem Dorf) schon längst als Option abgehakt.

Natürlich werden die Kinder irgendwann größer, und können gewisse Wegstrecken selbstständig zurücklegen. Und natürlich gibt es Tage, an denen Eltern nicht so sehr drumherum eingespannt sind. Aber wie sagt man so schön? Irgendwas ist ja IMMER! Und sei es nur, dass man völlig vergessen hat, dass die Große noch Baguettes und Kräuterbutter für die Grillparty bei der Feuerwehr mitnehmen muss. Wieder eine Extratour, für die man spontan dann doch noch im PKW landet.

Sowohl in der Stadt, als auch auf dem Dorf, regt sich dennoch der Wunsch, ressourcenschonend zu leben. Viele Familien haben mittlerweile gelernt, dass Nachhaltigkeit keine reine Einbahnstraße sein muss. Denn gut durchdachte Problemlösungen im Familienalltag, können im besten Fall gleich an mehren Punkten entlasten. Ein gelöstes Problem spart Zeit, Geld, Sorgen – und ist von Natur aus oft nachhaltiger, als weiterhin mit dem bisherigen Kompromiss zu leben, der einem das Leben schwer gemacht hat.

Ein Beispiel: Vor ein paar Wochen hatte ich geschäftlich in Köln zu tun. Davon haben die Kinder Wind bekommen. Denn sie wollten schon ewig mit uns ENDLICH ins Schokoladenmuseum. Nachvollziehbar! 🍫😊 Auch wenn wir hier direkt auf die A4 hüpfen können – um theoretisch in knapp 30 Minuten am Kreuz-Köln-West zu sein, macht der Verkehr nach (und in) Köln, jeden Zeitplan zum Glücksspiel. Also haben wir uns dazu entschieden, mit dem Zug nach Köln zu fahren. Der Hauptbahnhof liegt direkt zentral am Dom. Für einen reinen Freizeitaufenthalt wären wir da schon im grünen Bereich.

Autos im Stau
Hand aufs Herz: In diesem Stau will NIEMAND stehen. (Bild: © rob z / Adobe Stock)

Da ich aber ein gutes Stück von meinem Termin entfernt war, sind wir in einen Carsharing-Mietwagen gestiegen, um die innerstädtischen Strecken zeitlich zu packen. Aus Sicht der Nachhaltigkeit wäre die S-Bahn bestimmt idealer gewesen. Aber selbst in einer gut vernetzten Stadt wie Köln, hat der ÖPNV seine Grenzen. Viel wichtiger war dann aber für uns die Parkplatzsituation! In einer Stadt wie Köln, zur richtigen Zeit einen spontanen und passenden Parkplatz zu bekommen, ist so gut wie unmöglich. Zumindest als “Tourist”. Wenn man jetzt gefühlte Ewigkeiten nach einem Parkplatz suchen muss, ist jeder Anteil Nachhaltigkeit, den man sich mit der vorangegangenen Zugfahrt erarbeitet hat, endgültig verloren. Also haben wir uns im Vorhinein (eigentlich völlig abstrakt) ganz besonders auf das Parken vorbereitet . Für die meisten Städte findet sich irgendwo im Netz ein Ratgeber zur Parkplatzsituation.

Am Ende haben wir alle Vorhaben völlig entspannt in der Zeit geschafft. Finanziell gesehen, war es nicht teurer, als wären wir “unvorbereitet” mit dem eigenen Auto angereist. Und sogar die Bahn war beim Hin- und Rückweg erstaunlich pünktlich! 🙈

In der Mobilität besteht Nachhaltigkeit im Alltag also oft aus Kompromissen. Auch in anderen Bereichen geht es meist um Alternativen. Allerdings muss es nicht zwingend so sein, dass man sich IMMER und ÜBERALL eingeschränkt fühlt. Denn das ist ja der große Elefant, der bei der Debatte um Umwelt und Klima im Raum steht. Man hat keine Lust sich einzuschränken. Aber wer sagt denn eigentlich, dass man das muss? Denn eine Alternative ist oft genug (auch gefühlt) die bessere Wahl. Und ist sie es nicht, sucht man eben nach der Alternative zur Alternative.

Beispiele für frustfreie Nachhaltigkeit im Familienumfeld

Ausgewogene und leckere Ernährung

Wer sich bewusst ausgewogen und gesund ernährt, hat für sich und seinen Körper eine ganze Menge gewonnen. Auf diese Weise isst man ganz unterschiedliche Gemüsesorten, weniger Fleisch, und eher gesunde Fette. Der Nährstoffhaushalt des Körpers wird viel umfänglicher bestückt. Man fühlt sich besser, gesünder und hat generell viel mehr Energie, um auch dem üblichen Alltagsstress etwas entgegenzusetzen.

Zur nachhaltigen Ernährung gehört dann allerdings auch der Weg, den die Lebensmittel auf den Teller zurücklegen. Bestenfalls kauft man also, wo das möglich ist, regionale Produkte. Das war in der Vergangenheit immer etwas teurer. Der Trend hat sich allerdings teils kräftig gedreht. Produkte vom Bauern um die Ecke, sind auch in den lokalen Läden mittlerweile oft günstiger, als die Alternative, die um den halben Erdball gereist ist.


Im Video: Gesund und nachhaltig – Darum solltest du öfter Fisch essen!


Die Alternative zur Alternative wären hier übrigens Kochboxen. Diese Pakete werden einmal wöchentlich per Lieferdienst an eure Haustüre gebracht. Eine Kochbox beinhaltet alle Gerichte für die Woche. Und zwar inklusive aller Rezepte, Lebensmittel und Gewürze. Die Portionsmengen sind gut berechnet. Es fällt also kaum Abfall an. Das gilt übrigens auch für Gewürze und alle anderen Zutaten. Wie oft habt ihr schon spezielle Soßen, Dips, Gewürze etc. gekauft, welche ihr danach beinahe nie wieder genutzt habt? Das Zeug steht dann im Schrank, und wird nach einem Jahr entsorgt, weil das MHD abgelaufen ist. Lebensmittelverschwendung ist ein großes Thema in der westlichen Welt. In vielen Fällen können also auch Kochboxen einen echten Unterschied (trotz Lieferkonzept) beim Thema Nachhaltigkeit machen.

Was macht es so nachhaltig?

Auch Heimwerken kann sehr nachhaltig sein

Ein Punkt bei dem sicherlich nicht jede/r (sofort und auf Anhieb) einfach mal loslegen kann, ist das Heimwerken. Aber dank YouTube und vieler weiter Quellen für Tutorials und HowTo’s, stellt man schnell fest, dass auch Handwerker kein Hexenwerk verrichten. Unglaublich viele Dinge gehen auch selber sehr gut von der Hand, wenn man sie mit Ruhe und ein wenig Geduld angeht.

Heimwerken ist nachhaltig. Selber machen war schon immer besser, als etwas zu kaufen.
Selber machen war schon immer besser, als etwas zu kaufen. (Bild: ©  JenkoAtaman / Adobe Stock)

Wer sich traut, seine Wohnung, das Haus oder den Garten, an manchen Punkten selber zu verschönern, agiert unglaublich nachhaltig. Zumindest, wenn er mit hochwertigen Materialien arbeitet, die auch eine Weile halten, was sie versprechen. Und genau da liegt der Vorteil.

Wenn man einen Handwerker bucht, gerät man oft in eine blöde Mischkalkulation zwischen Materialqualität und Arbeitsstunden. Wenn zeitlich aufwendige Arbeiten gemacht werden, schlagen die eigentlichen Arbeitsstunden schon so sehr zu, dass man am Ende vielleicht nur noch mittelwertiges Material verbauen lassen kann. Die Haltbarkeit und Wertigkeit ist entsprechend schlecht.

Besonders hart trifft das, wenn wir hier beispielsweise von Dämmmaterial für die energetische Sanierung sprechen. Wenn das Material schlechter dämmt, und dazu eventuell irgendwann ausgetauscht werden muss, weil es aufgrund schlechter Qualität einfach aufgibt, dann wird es später doppelt teuer. Dann war es weder effizient noch nachhaltig.

Wenn man sich gut informiert, lohnt sich der Einsatz als Heimwerker enorm. In der Gesamtbilanz spart man dann nicht nur viel Geld, sondern agiert sehr nachhaltig.

Was macht es so nachhaltig?

  • man kann sich hochwertigeres Material leisten
  • Qualität hält länger
  • man spart den Co² Fußabdruck des/der Handwerker/s ein

Es gibt sicher noch ganz viele Beispiele, die mir spontan nicht in den Kopf kommen, bei denen man, durch kleine Anpassungen von Abläufen oder Gewohnheiten, wesentlich effizienter und nachhaltiger agiert. Generell gilt: Wir sollten uns nicht verrückt machen – oder selber unter Druck setzen. Nachhaltigkeit ergibt sich in vielen Fällen einfach von selbst. So wie der konsequente Austausch alter Glühbirnen zu Led-Leuchtmitteln. Das sind Dinge, die sich einfach ganz logisch ergeben, weil man eben auch eine Menge Geld bei der Stromrechnung sparen kann.

Auch an anderen Stellen wird sich Nachhaltigkeit ganz unbewusst in unser Leben schleichen, weil es meist enorme Vorteile mit sich bringt. Nur sperren sollten wir uns nicht. Das wäre Geldverschwendung auf Ansage! ☺️


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