Wenn sich Partner nicht gesehen und missverstanden fühlen, kann es zu Konflikten kommen. Diese können das Familienleben belasten. Zum einen wird es schwieriger, die Zweisamkeit zu genießen, zum anderen ist es für Kinder belastend, wenn sich Streit aufschaukelt. Eine Lösung, um wieder zu mehr Harmonie zu finden, ist die emotionsfokussierte Paartherapie. Die Grundlage dafür legte die Psychologin Sue Johnson. Doch was genau verbirgt sich hinter der EFT und wann sollte sie in Betracht gezogen werden?
Was ist die emotionsfokussierte Paartherapie?
Die emotionsfokussierte Paartherapie (EFT) ist in Deutschland noch weitgehend unbekannt, während sie in den USA zu den beliebtesten Methoden der Paartherapie gehört. Die Grundannahme der EFT ist, dass Erwachsene in einer Partnerschaft emotionale Sicherheit suchen. Sie bringen Bindungsmuster mit, die die Beziehung entweder stabilisieren oder belasten können. Partner mit einem unsicheren Bindungsstil versuchen oft, sich emotional zu erreichen, um Sicherheit in der Beziehung zu finden, nutzen dabei jedoch dysfunktionale Strategien. Dies führt zu problematischen Handlungen, gegenseitigen Eskalationen und einer Unterbrechung der Bindung.
Letztendlich geht es bei der EFT darum, die hinter dem Konfliktverhalten liegenden Bindungsbedürfnisse sichtbar zu machen. Paare werden darin unterstützt, diese Bedürfnisse aufeinander zu beziehen und die Bindung wiederherzustellen. Gelingt dies, bleiben Eskalationen aus. Der Prozess umfasst die drei Phasen Deeskalation, Wiederherstellung der Bindung und Konsolidierung, in denen Probleme konstruktiv gelöst werden können. Am Ende haben 80 Prozent der Paare wieder eine enge Bindung, wie verschiedene Studien belegen.
Auch Coupleontour nutzten bereits Paartherapie:
Wann eine Paartherapie sinnvoll ist
Grundsätzlich ist professionelle Unterstützung immer dann sinnvoll, wenn bestimmte negative Muster und Herausforderungen in der Beziehung auftauchen, die Paare aus eigener Kraft nicht mehr bewältigen können. Dabei gibt es einige deutliche Anzeichen, die darauf hinweisen, dass es Zeit für eine Paartherapie ist.
In einer gesunden Beziehung sollten positive Erlebnisse und Gefühle die negativen deutlich überwiegen. Wenn jedoch die schönen Momente immer seltener werden und die guten Gefühle von den Problemen überschattet werden, ist dies ein klares Signal, dass etwas nicht stimmt. Zum Beispiel kann es sein, dass Streitereien und Missverständnisse den Alltag dominieren und die einstige Leichtigkeit und Freude an der gemeinsamen Zeit verloren gegangen sind. Statt liebevoller Zuneigung und Harmonie herrschen Spannungen und Entfremdung. Hier kann eine emotionsfokussierte Paartherapie die Lösung sein.
Jede Beziehung durchläuft Höhen und Tiefen, aber wenn Herausforderungen über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben und keine Besserung in Sicht ist, kann dies zu ernsthaften Beziehungsproblemen führen. Beispielsweise können Themen wie chronische Eifersucht, finanzielle Schwierigkeiten oder unterschiedliche Vorstellungen von Zukunft und Lebensplanung die Beziehung dauerhaft belasten.
Manchmal erreichen Paare einen Punkt, an dem sie trotz aller Bemühungen keine Verbesserung in ihrer Beziehung erzielen können. Das Gefühl der Hilflosigkeit und Verzweiflung kann sich breitmachen, wenn alle Versuche, die Situation zu verändern, scheitern. Dies kann sich in ständigen Auseinandersetzungen oder in einer bedrückenden Stille äußern. Eine Paartherapie kann in solchen Fällen neue Perspektiven eröffnen und dabei helfen, festgefahrene Konflikte zu lösen und wieder eine gemeinsame Basis zu finden.
Auch für Kinder ein Gewinn
Kinder von Paaren, die emotionsfokussierte Paartherapie in Anspruch nehmen, profitieren in vielfacher Hinsicht von der verbesserten Beziehungsdynamik ihrer Eltern. Erstens führt die Reduktion von Konflikten und die Wiederherstellung einer stabilen und liebevollen Beziehung zwischen den Eltern zu einem harmonischeren und sichereren Zuhause. Kinder, die in einem solchen Umfeld aufwachsen, entwickeln eine höhere emotionale Stabilität und Sicherheit. Sie erleben weniger Stress und Angst, die häufig durch elterliche Spannungen und Streitigkeiten ausgelöst werden.
Zweitens dient das Verhalten der Eltern als Modell für gesunde emotionale und kommunikative Fähigkeiten. Wenn Kinder sehen, wie ihre Eltern konstruktiv mit Konflikten umgehen und ihre Bindungsbedürfnisse auf gesunde Weise ausdrücken, lernen sie selbst, wie sie in ihren eigenen Beziehungen später im Leben effektiv kommunizieren und Konflikte lösen können. Dies fördert ihre soziale Kompetenz und emotionales Wohlbefinden.
Torsten hat das Vollzeit-Papa-Diplom. Er hat einen kleinen Sohn und eine Stieftochter, die er liebt, als wäre es seine eigene. Darüber hinaus hat er acht Semester lang “Soziale Arbeit” studiert. Mit einer unübertroffenen Mischung aus Wissen und Bauchgefühl, ist er der geborene Autor für dieses Magazin. Und ganz nebenbei kümmert er sich als Gründer und Inhaber von 1-2-family.de um alle Belange des Magazins. (Bild: © Chantal Reimann)