Kaum ein Thema erhitzt die Gemüter von Frauen und Männern so sehr, wie die Aufteilung der Hausarbeit. Frauen fühlen sich oft benachteiligt und überfordert. Das liegt vor allem daran, dass der Abschied vom klassischen Rollenbild noch längst nicht vollzogen ist. Wer die Liebe schützen und eine Partnerschaft auf Augenhöhe führen will, sollte jedoch an einer fairen Einigung arbeiten. Sonst nämlich gerät das Projekt Kernfamilie schnell ins Wanken.
Veraltete Rollenbilder verschwinden nur langsam
Die Vorstellung davon, wie Aufgaben innerhalb einer Familie verteilt sein sollten, hat sich im Laufe der Jahre gewandelt. An die Fünfziger- oder auch Sechzigerjahre erinnert heute nur noch wenig. Kaum vorstellbar, dass Frauen noch vor knapp vierzig Jahren nur mit der Erlaubnis ihrer Ehemänner einer Berufstätigkeit nachgehen durften. Heute ist das anders und viele Frauen stehen mit beiden Beinen im Berufsleben. Finanzielle Unabhängigkeit ist hier ein Schlagwort, dass den Wandel der klassischen Rollenverteilung sicherlich stark angetrieben hat.
Sobald Frauen nicht mehr nur vom Gehalt ihres Mannes leben mussten, stieg ihr Bewusstsein für eigene Bedürfnisse – und mit ihm die Scheidungsraten. Lag die Scheidungsquote im Deutschland der Sechzigerjahre noch bei rund 10,66 Prozent, hatte sie sich bis 2016 mehr als verdreifacht. Heute endet laut Statistik also jede dritte Ehe vor dem Scheidungsrichter.
Gleichberechtigung und Rollenverteilung beeinflussten diese Entwicklung mit großer Wahrscheinlichkeit, denn einer Doppelbelastung hält die Liebe nicht immer stand.
Die Tatsache, dass immer mehr Frauen in Deutschland berufstätig sind und auch Führungspositionen bekleiden, facht Diskussionen um eine egalitäre Arbeitsteilung in Haushalten an. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung untersuchte das Leben weiblicher Führungskräfte im Hinblick auf deren häuslicher Verantwortlichkeit im Jahr 2015. Hier übernahmen 33 Prozent der weiblichen Führungskräfte im Haushalt den Löwenanteil, in 47 Prozent der Fälle lag eine gleichberechtigte Aufteilung vor und in zwanzig Prozent engagierte sich der Partner stärker.
Im Grunde sind das gute Neuigkeiten, denn noch vor einigen Jahren lag die Anzahl der berufstätigen Frauen in Führungspositionen, die einen Großteil der Hausarbeit erledigten, deutlich höher. Und dennoch trägt knapp jede dritte von ihnen eine Doppel- oder gar Dreifachbelastung auf ihren Schultern. Nicht unbedingt freiwillig, was Diskussionen mit dem Partner umso häufiger auf den Plan treten lässt. Das Gefühl, den Partner mit eigenen Wünschen und Vorstellungen nicht erreichen zu können wird zum Grundrauschen, das Harmonie und Zusammenhalt beeinträchtigt.
Warum Ungleichbehandlung der Liebe schadet
Die Gründung einer Familie ist auch in modernen Zeiten ein Lebensziel, dem zahllose Frauen und Männer entgegenfiebern. Dass hierzu auch der Bund der Ehe gehört, ist für die meisten ein unumstößlicher Fakt. Ehen aber sind heute weit weniger mit Zwang und Pflicht verbunden, als es noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war. An der Liebe zu arbeiten, ist aus diesem Grund nicht nur wichtig, sondern zwingend notwendig.
Ungleichbehandlung nämlich sendet unterschiedlichste Signale aus. Keines von ihnen ist positiv, was Frauen in Beziehungen unglücklich macht. Das gilt selbstverständlich vor allem dann, wenn Frauen und Mütter zeitgleich arbeiten gehen und das Familieneinkommen auf diese Weise erhöhen. Engagiert sich der eigene Partner dann nicht auch auf beiden Feldern, macht sich Unmut breit. Frauen fühlen sich dann weder respektiert noch geachtet und hegen im Laufe der Zeit einen immer stärkeren Groll gegen ihren Partner.
Muss das Kind abends alleine bleiben, weil der Partner nicht aufpassen möchte, bleiben die Teller nach dem Abendessen auf den Esstisch stehen und warten schmutzige Handtücher im Wäschekorb stets nur auf einen der Partner, sind Frust und Ärger vorprogrammiert.
Und nicht nur schlechte Stimmung zwischen Eheleuten kann das Ergebnis ungleicher Rollenverteilung sein. Auch die Entstehung eines Burnout-Syndroms ist ein Punkt, der Frauen in doppelbelasteten Situationen treffen kann. Hat sich die Lage im familiären Umfeld dann über lange Zeit trotz zahlloser Gespräche nicht gebessert, bleibt vielen Frauen nur noch der Gedanke an einen Ausbruch. Das Gefühl, vom Partner im Stich gelassen zu werden, lässt sogar die Vorstellung eines Lebens als Alleinerziehende besser erscheinen. Damit das nicht passiert und die Liebe Bestand haben kann, müssen Frauen und Männer Kompromissbereitschaft zeigen und einige Schritte aufeinander zugehen.
Geht es um die Aufteilung des Haushaltes, ist ein weiterer Aspekt wichtig. Partnerschaftlichkeit funktioniert nämlich nur dann, wenn jeder seine Vorstellungen so umsetzen kann, wie seine Fähigkeiten oder Vorstellungen es ermöglichen. Unnötige Diskussionen über eine falsch eingeräumte Spülmaschine, welche Wäsche in den Trockner gehört (so wichtig es auch zu wissen ist), oder die Aufteilung der Besteckschublade, ersticken die Lust am Teilen von Aufgaben schnell.
Sinnvolle Vereinbarungen müssen nicht unfair sein
Wie Gleichberechtigung im Thema Hausarbeit aussehen kann, ist individuell. Selbstverständlich verändert sich die Ausgangslage mit den beruflichen und privaten Verpflichtungen der Partner. Arbeiten beide in Vollzeit, wird die hälftige Teilung der Hausarbeit die beste Lösung sein. Frauen, die in Teilzeit arbeiten, sehen das meist etwas entspannter und übernehmen gerne einen größeren Anteil der häuslichen Pflichten. Auf diese Weise ist es möglich, Fairness in die Aufteilung der Pflichten zu bringen.
Ohne Gespräche aber geht das nicht. Partner sollten sich in einem ruhigen Moment zusammensetzen und über das künftige Vorgehen unterhalten. Es ist wichtig, dass in einem solchen Gespräch keinerlei Vorwürfe oder harsche Kritik auf den Plan treten, denn dann scheitert die gütliche Einigung meist schon nach wenigen Minuten. Auch kann es sinnvoll sein, die Aufgaben im Haushalt nach Prioritäten und Vorlieben aufzuteilen. Er hasst es, die Wäsche zu bügeln? Dann übernimmt sie diesen Part. Sie steht mit dem Staubsauger auf Kriegsfuß? Perfekt für ihn, um sich hier einzubringen.
Nicht vergessen werden sollte dabei auch, dass das gemeinsame Leben mehr beinhaltet als Kindererziehung, -pflege und Hausarbeit. Auch Rechnungen müssen bezahlt, Stromtarife verglichen und Reparaturen vorgenommen werden. Um diesen Aspekt zu berücksichtigen, lohnt sich das Erstellen einer Verantwortlichkeits-Liste. Diese Liste führt jeder zunächst für sich selbst. Sie wird in zwei Spalten aufgeteilt und in jede Spalte trägt der Schreibende ein, welche Aufgaben er übernimmt und wo er den anderen in der Verantwortung sieht.
Vergessen sollte man jedoch niemals, dass eine gute Partnerschaft auch die jeweiligen Stärken und Schwächen des Anderen kennt. Es kann absolut sinnvoll sein, die jeweiligen Aufgaben auch ein Stück weit nach Stärken zu verteilen. So fallen die Alltäglichkeiten direkt auch ein wenig angenehmer aus. Alles geht schneller – und man hat am Ende genügend gemeinsame Zeit für einander.
Torsten hat das Vollzeit-Papa-Diplom. Er hat einen kleinen Sohn und eine Stieftochter, die er liebt, als wäre es seine eigene. Darüber hinaus hat er acht Semester lang “Soziale Arbeit” studiert. Mit einer unübertroffenen Mischung aus Wissen und Bauchgefühl, ist er der geborene Autor für dieses Magazin. Und ganz nebenbei kümmert er sich als Gründer und Inhaber von 1-2-family.de um alle Belange des Magazins. (Bild: © Chantal Reimann)