Bis jetzt lebten Marie und ihre Kinder Lena und Finn allein. Doch seit ein paar Wochen gibt es Julian, den neuen Partner von Marie. Eine ganz besondere Situation für Lena und Finn. Denn dass ihr Papa und ihre Mama getrennt leben, daran haben sie sich mittlerweile gewöhnt, doch jetzt hat Mama einen Freund, und das ist nicht nur neu, sondern ganz schön komisch.
In solch eine Situation kommen irgendwann fast alle getrennt lebenden Elternteile. Sie lernen jemanden kennen, verlieben sich, und dann? Ja, und dann möchte man den neuen Partner auch den Kindern vorstellen und gemeinsame Zeit verbringen. Doch das ist gar nicht so leicht. Denn desto älter die Kinder sind, desto schwieriger ist das Kennenlernen und das Respektieren des neuen Partners an Mamas oder Papas Seite. Wir geben euch wichtige Tipps auf dem Weg zur glücklichen Patchwork-Familie.
Vom Verlieben bis zum Kennenlernen
Ist man frisch verliebt, möchte man das mit der ganzen Welt teilen. Sind jedoch Kinder im Spiel, sollte man es langsam und behutsam angehen. Vor allem sollten Elternteile sich ihrer neuen Beziehung sicher sein. Eine kurze Affäre sollte man den Kindern besser nicht vorstellen, denn das würde sie verunsichern. Scheint die neue Beziehung aber stabil und langfristig zu sein, dann kann der Schritt gewagt werden, und der neue Partner den Kindern vorgestellt werden.
Das erste vorsichtige Treffen
Wie und wo man den Kindern vom neuen Partner erzählt, hängt stark von ihrem Alter ab. Bei älteren Kindern und Jugendlichen kann man ihnen bereits vor dem ersten Treffen erzählen, dass man jemanden kennengelernt hat, den man besonders mag, oder in den man sich verliebt hat. Bei kleineren Kindern reicht es beim Treffen zu erzählen, dass der Mann/die Frau ein Freund ist, und ihnen so die Möglichkeit geben, den neuen Partner kennen zu lernen.
Das erste Treffen der künftigen Patchwork-Familie sollte am besten locker und ungezwungen stattfinden. Schöne Möglichkeiten sind beispielsweise ein gemeinsamer Ausflug in den Park, Eis essen gehen, oder der Besuch auf der Kirmes. Den Kindern soll die Gelegenheit geboten werden, den neuen Freund oder die neue Freundin des Elternteils, vorsichtig “beschnuppern” zu können. Im besten Fall sind alle beteiligten entspannt und finden ungezwungene Gesprächsthemen. Doch gerade für ältere Kinder und Jugendliche, ist das erste Kennenlernen des neuen Partners schwierig.
Gemeinsame Aktivitäten – der Weg zur Normalität
Die Hürde des ersten Kennenlernens ist überwunden, und mit viel Glück finden die Kinder den neuen Partner sympatisch. Nun kann der Weg gegangen werden, der den Partner zum festen Bestandteil werden lässt. Doch das benötigt Zeit. Denn einfach Mama oder Papa ab jetzt mit jemandem zu teilen, fällt nicht immer leicht. Besondere und regelmäßige gemeinsame Unternehmungen können die Situation erleichtern. Wie wäre es z.B mit dem lang ersehnten Besuch im Freizeitpark, dem Kinobesuch, oder dem Ausflug zum Abenteuerspielplatz. Langsam werden die Kinder nun einen Zugang zum neuen Partner finden und vielleicht sogar gemeinsame Interessen entdecken. Das ist eine gute Basis für eine Freundschaft zwischen Partner und Kind.
Wenn die gemeinsamen Ausflüge gut gelingen, kann der Partner auch einen kleinen Platz im Alltagsgeschehen erhalten. So kann er zum gemeinsamen Abendessen kommen, oder zum Spieleabend im Zuhause. Wichtig ist, dass die bisher gelebten Rituale weiter Bestand haben. Wird auf einmal die Gute-Nacht-Geschichte, oder die abendliche Lieblingsserie gestrichen, weil der neue Partner da ist, wird es bei den Kindern verständlicherweise zu Ablehnung führen. Der neue Partner wird so schnell als Eindringling im eigenen Zuhause wahrgenommen.
TIPP: Feste Rituale sollten weiterhin nur vom Elternteil übernommen werden. Erst wenn das Kind aktiv nach dem neuen Partner fragt, kann man darüber nachdenken, ob man ihn künftig behutsam, über einzelne Situationen, mit einbezieht.
Mit Eifersucht und Ablehnung umgehen
Nicht alle Kinder sind davon begeistert, dass es an der Seite der Eltern neue Partner gibt. Viele Kinder reagieren erst einmal mit Ablehnung auf einen neuen Partner. Hinter diesem Verhalten stecken verständliche Ängste der Kinder. Sie haben Angst davor, für Mama oder Papa nicht mehr wichtig zu sein, und an zweiter Stelle zu stehen. Natürlich ist diese Angst (wenn auch verständlich) meist unbegründet.
Doch dass Mamas oder Papas, in einer neu gegründeten Patchwork-Familie, Aufmerksamkeit nun nicht mehr ungeteilt genießen, verunsichert die Kinder. Gerade wenn ein Elternteil lange Zeit alleine mit den Kindern war, fällt die Eifersucht/Angst größer aus. Eltern können auf Eifersucht und Ablehnung zu allererst mit Verständnis reagieren. Gemeinsame Gespräche über die Sorgen und Ängste des Kindes können in den meisten Fällen schon für Abhilfe sorgen. Helfen kann es außerdem, dem Kind zu zeigen, dass der neue Partner einem gut tut. So können auch die Kinder schneller Vertrauen aufbauen. Aber das wichtigste ist, auf Dauer vermitteln zu können, dass sich die Stellung der Kinder nicht verändert.
Den nächsten Schritt wagen
Bevor der neue Partner auch über Nacht bleibt, sollte genügend Zeit für ein intensives Kennenlernen gegeben worden sein. Soll es jedoch dann soweit sein, ist es wichtig, die Kinder darauf vorzubereiten. Das bedeutet, ihnen zu erzählen, dass der neue Partner beispielsweise am Wochenende gerne bei ihnen schlafen würde. Und dass er oder sie, dann auch im Schlafzimmer übernachtet. So können sich alle auf die bevorstehende Situation einstellen, und es ist genügend Zeit, um ganz sicher auftretende Fragen der Kinder zu klären.
Im Video: Engels und Lombardi im Patchwork-Urlaub
Es ist wichtig, die Integrität der Kinder zu wahren, und ihnen keinen unangenehmen Situationen auszusetzen. Daher sollte sich der neue Partner / die neue Partnerin nur bekleidet in der Wohnung bewegen. Außerdem muss bedacht werden, dass gerade kleine Kinder noch zum Elternteil ins Bett kommen könnten. In solchen Fällen kann es nötig sein, dass der neue Partner aufs Sofa ausweicht.
Allgemein gilt, auch wenn gerade zu Beginn einer neuen Partnerschaft die Gefühle überschwemmen, vor den Kindern sollten Zärtlichkeiten nur Bedacht ausgetauscht werden.
Jacqueline ist staatlich anerkannte Erzieherin, Fachkraft für U3 Betreuung, Inklusions- und Integrations-Pädagogin. Neben ihrer beruflichen Laufbahn, ist sie Mutter von zwei Kindern. Einem Mädchen und einem Jungen. Ihre Wissen und ihre Erfahrung schöpft sie also aus beruflichen und privaten Herausforderungen. Das macht sie zu einer perfekten Autorin für unser Magazin.