Es ist so eine Sache mit der Liebe unter Schwestern: Kaum jemand kann einem Menschen gleichzeitig so sehr auf die Nerven gehen, und ein so starker Halt in schwierigen Lebenssituationen sein, wie eine Schwester. Schwestern sind ein Leben lang da.

Von der Kindheit bis ins hohe Erwachsenenalter, spielen Schwestern im Denken und Verhalten der anderen Schwester eine zentrale Rolle. Selbst wenn sich Geschwister zerstreiten und den Kontakt zueinander abbrechen, bleiben Schwestern im Bewusstsein präsent. Was macht die Beziehung zu einer Schwester aus, und warum ist es so schön, eine Schwester zu haben?

Das nervt, Schwester!

Kleine Schwestern können schrecklich nerven. Sie stören, wenn man zum ersten Mal einen Jungen zu Besuch hat, sie schwärzen einen bei den Eltern an und sind furchtbar peinlich. Ältere Schwestern kleiden sich komisch, hängen mit Leuten rum, deren Stil man grässlich findet und ziehen dauernd die Aufmerksamkeit der Eltern alleine auf sich.

Kurzum: Schwestern sind eine echte Plage. Andererseits sind sie immer da, wenn es Hart auf Hart kommt, beschützen ihre Geschwister – und erkämpfen in der Familie Rechte, die einmal gewonnen, fortan für alle Kinder gelten. Ying und Yang, Hund und Katze, Regen und Sonnenschein – Schwestern können miteinander oft schwer, ohne einander aber gar nicht, leben.

Gemeinsam durch Dick und Dünn gehen

Kinder fühlen sich von ihren Eltern häufig missverstanden. Das ist ein ganz normaler Teil der Entwicklung und hat nur wenig damit zu tun, ob Mutter und Vater gut mit dem Nachwuchs und miteinander umgehen. In genau den Situationen, in denen Eltern und Kinder einander nicht mehr verstehen, sind Schwestern ein großes Geschenk.

Viele große Schwestern sehen sich selbst in einer Vermittlerrolle zwischen Geschwisterkind und Eltern. Sie wissen selbst noch, wie es war, als sie keine zweite Kugel Eis bekamen, oder um 22 Uhr aus der Disco nach Hause kommen mussten.

Gleichzeitig verstehen sie die Erwachsenenwelt besser, als das jüngere Geschwisterkind und verfügen über erstaunliche Verhandlungskompetenzen. Deshalb erheben sie oft die Stimme, wenn der jüngere Bruder oder die jüngere Schwester einen starken Partner benötigen. Aber auch jüngere Schwestern erweisen sich als große Hilfe, wenn das Verhältnis zu den Eltern gerade einmal etwas krisenbehafteter ist. Selbst ausgesprochene Nervensägen liefern im Ernstfall bombensichere Alibis. Mit Vorliebe lassen sie sich zur Komplizin machen, wenn es gilt, gegen unfaire Eltern und überflüssige Regeln aufzubegehren. (#eltern-seuftz)

Sich abgrenzen, sich reiben und Sozialkompetenzen erwerben

Ich bin Ich – und Du bist Du. Diese einfache Feststellung ist für Schwestern bisweilen schwer zu akzeptieren. Denn Schwestern sind gleichzeitig Vorbilder und Konkurrentinnen. Einmal so werden, wie die große Schwester – das ist für viele Mädchen sowohl Albtraum als auch Wunschdenken.

Kleinere Schwestern befinden sich (in diesem Fall) gefühlt zunächst einmal in einer ungünstigen Ausgangssituation: Die große Schwester darf mehr entscheiden, hat Zugang zu cooleren Freunden, und weiß immer, welche Musik und welche Kleidung angesagt sind.

Manches Mädchen wird von den Eltern, aber auch von Nachbarn oder Lehrern mit der großen Schwester verglichen. Gerade wenn eine ältere Schwester eine gute Schülerin oder Sportlerin ist, hübsch aussieht oder erfolgreich Sport treibt, fällt es der jüngeren Schwester schwer, mitzuhalten.

Oft führt die Konkurrenzsituation, die von Außenstehenden noch aufgeheizt wird, dazu, dass sich die jüngere Schwester deutlich abgrenzt.

Einer Studie zufolge sind bei Mädchen, die eine ältere Schwester haben, signifikant häufiger „mädchenuntypische“ Verhaltensmuster festzustellen. Sie spielen häufiger Fußball, kleiden sich weniger feminin, oder entscheiden sich für einen klassischen Männerberuf, als Altersgenossinnen ohne Schwester. Eine solche Abgrenzung ist nichts negatives, sondern eine natürliche Reaktion auf ein Konkurrenzdenken, das der innigen Beziehung zwischen Schwestern schaden würde, sollte man es offen austragen.

In dieser konkurrenzbehafteten Konstellation lernen beide Mädchen, ihre Individualität deutlich herauszuarbeiten und kritische Situationen gar nicht entstehen zu lassen. Mit der Beziehung zwischen Schwestern, werden Sozialkompetenzen gefördert und die Identitätsfindung vorangetrieben.

Schwestern – immer da, wenn man sie braucht

Viele Mütter wären für ihre Töchter gern wie eine beste Freundin. Doch ganz gleich, wie gut das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist – es gibt immer Dinge, über die ein Kind mit seinen Eltern (auch im Erwachsenenalter) nicht sprechen möchte. Besonders in der Pubertät, wenn alles Bekannte sich in Luft auflöst und komplizierte Dinge, wie Liebe und Sexualität, ins Leben treten, haben Mädchen viel Gesprächsbedarf. Da ist es ein echter Segen, wenn eine Schwester da ist, die immer ein offenes Ohr hat und auf viele Fragen eine Antwort weiß. Kein Mensch kennt einen so gut und so lange, wie die eigene Schwester.

Es ist schade und niemand kennt die Ursachen genau, doch Fakt ist:

Immer mehr Ehen werden geschieden. Und es gibt immer häufiger Kinder, die unter Streit und Scheidung leiden. Geteiltes Leid ist halbes Leid – diese Weisheit gilt besonders, wenn Kinder in krisenhaften Familiensituationen eine Schwester an ihrer Seite wissen.

Nachts ins Bett der großen Schwester zu kriechen, wenn die Angst einen übermannt, ein mitfühlender Blick, oder eine liebevoll geschmierte Pausenstulle, wenn die Eltern mal wieder nur mit ihre eigenen Sorgen beschäftigt sind – all das ist von einer Schwester zu erwarten. Wenn dann tatsächlich ein Erwachsener die Familie verlässt, ist die Schwester oft eine Person, auf die man sich verlassen kann – ein Leben lang.

Auch im Erwachsenenalter sind Schwestern ein Fluchtpunkt, eine gute Freundin und eine weise Ratgeberin, wenn Not am Mann ist. Auch wenn es das Leben manchmal mit sich bringt, dass Schwestern den Kontakt zueinander verlieren, bleiben sie im Geiste einander für immer verbunden.

Schwesterherz – ich mag Dich!

Kinder, die eine Schwester haben, lernen früh, über ihr Gefühlsleben zu sprechen. Denn Schwestern ermuntern ihre Geschwister dazu, Probleme anzusprechen und gemeinsam zu versuchen, sie zu lösen. Wer eine Schwester hat, hat einen der Hauptgewinne in der großen Lotterie des Lebens gezogen. Das ist Grund genug, sich hin und wieder bei der Schwester zu bedanken. Manchmal genügt es, einen netten Brief zu schreiben oder gemeinsam Essen zu gehen.


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