Der Frühling ist endlich da und lockt alle Kinder nach Draußen. Neben Sandsachen und Bällen wird auch der Fuhrpark aus dem Keller geholt. Und neben Roller und Laufrad, darf bei vielen auch zum ersten Mal das Fahrrad mit auf den Hof. Nun heißt es ran an die Räder und mit viel Spaß das selbständige Fahrradfahren lernen.
Wann zum ersten Mal das Fahrrad erklommen wird, ist bei jedem Kind anders. Die meisten erlernen es jedoch zwischen dem vierten und siebten Lebensjahr. Heute fällt es vielen Kindern leichter das Radfahren zu lernen, als noch vor einigen Jahren. Denn mittlerweile fährt fast jedes Kleinkind bereits mit dem Laufrad umher und lernt so die wichtigsten Dinge fürs Fahrradfahren, nämlich das Gleichgewicht und die Balance zu halten. Und schaut man sich die Kleinen auf ihrem Laufrad an, können sie das bemerkenswert gut.
Der Weg zum Fahrradfahren ist also geebnet. Kommt nun der Wunsch des Kindes hinzu, das Fahrradfahren zu lernen, ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um die ersten Versuche zu wagen.
Die richtige Wahl beim Fahrradkauf
Möchte man das Fahrradfahren lernen, muss natürlich zuerst ein Fahrrad besorgt werden. Hierzu können wir euch nur raten, in ein Fahrradgeschäft zu gehen und euch beraten zu lassen. Nehmt zum Kauf unbedingt euer Kind mit. Denn die richtige Größe des Fahrrads ist entscheidend. Der Sattel sollte so eingestellt sein, dass euer Kind mit beiden Füssen auf den Boden kommt und die Rücktritt-Bremse gut treten kann. Auch der Lenker muss eingestellt werden. Euer Kind sollte bequem vorne bremsen können und vor allem aufrecht sitzen. Wichtig ist außerdem ein geschlossener Kettenschutz. So können sich Kleidungsstücke nicht darin verheddern. Außerdem sollten Griffe sicher und gepolstert sein.
Sicherheit geht vor!
Mit dem Kauf des ersten Fahrrads, sollte unbedingt auch der Kauf eines Fahrradhelms verbunden sein. Dieser darf natürlich schön aussehen, muss aber in erster Linie genügend Sicherheit bieten. Wichtig ist die richtige Passform. Um die zu ermitteln, könnt ihr vor dem Kauf den Kopfumfang eures Kindes messen. Dann wisst ihr beim Kauf direkt welche Größe ihr wählen müsst. Lasst euer Kind den Helm aber in jedem Fall vor Ort probieren. Gute Fahrradhelme haben Innenpolster, die den Kopf zusätzlich schützen sollen.
Das Tragen des Helms während der Fahrt ist ein absolutes Muss. Auch wenn es gesetzlich in Deutschland noch keine Helmpflicht fürs Fahrrad gibt, solltet ihr eurem Kind beibringen, dass der Helm zum Fahrradfahren dazu gehört. Nur mit einem Helm ist euer Kind bei einem möglichen Sturz mit dem Fahrrad sicher vor schweren Kopfverletzungen .
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Sind Stützräder sinnvoll?
Jein! Beim Thema Stützräder scheiden sich die Geister. Die Einen halten Stützräder für kontraproduktiv, die Anderen nicht. Wir denken, es kommt auf das Kind und die Situation an. Wenn ein Kind bereits hervorragend Laufrad fahren kann, ist es eigentlich motorisch in der Lage auch Fahrrad zu fahren. Denn durch das Laufrad haben die Kinder das Lenken, Gleichgewicht halten und die richtige Körperhaltung gelernt.
In diesem Fall würden wir von Stützrädern abraten, denn sie suggerieren den Kindern einen Halt auf dem Fahrrad, den sie ohne die Stützräder nicht hätten. Stützräder geben den Kindern das Gefühl nicht fallen zu können, wodurch sie nicht lernen, das Fahrrad in der Seitenlage zu halten, damit sie nicht stürzen. In diesem Fall sind die Stützräder ein Zwischenschritt, der nicht gegangen werden muss. Denn die Kinder sind durch das Laufrad in der Lage, gleich aufs Fahrrad zu wechseln.
Für Stützräder sind wir währenddessen, wenn euer Kind direkt aufs Fahrrad umsattelt, ohne vorher Laufrad gefahren zu sein, oder mit dem Laufrad noch nicht so sicher ist. In diesem Fall helfen die Stützräder euerem Kind dabei, sich mit dem Fahrrad fahren und dem damit verbundenen Gleichgewicht halten und Lenken vertraut zu machen. So können die Kinder sicher ein paar Runden im Hof drehen und sich erst einmal an das Fahrrad gewöhnen. Sind die Kinder dann sicher im Lenken und Gleichgewicht halten, können die Stützräder abmontiert werden, und das selbständige Fahren geübt werden.
Der richtige Ort für die Fahrübungen
Die ersten Fahrübungen sollten an einem ruhigen Ort stattfinden. Geeignet ist natürlich der eigene Hof – soweit vorhanden -, ein Feldweg, eine Spielstraße oder ein großer Gebäudevorplatz. Hier findet sich genügend Platz und Ruhe. Der Untergrund sollte ebenerdig und ohne zu große Steigung oder Gefälle sein. Viele Eltern versuchen ihren Kindern das Fahrradfahren auch auf einer Wiese beizubringen. Das ist durch Unebenheiten und den weichen Untergrund aber ehr schwierig für Kinder.
Es geht los!
Wichtig für den Lehrer ist eine angebrachte Portion Geduld. Nehmt euch genügend Zeit für die ersten Übungen auf dem Fahrrad. Nichts ist schlimmer, als wenn ihr euer Kind unter Stress setzt. Zuerst muss natürlich das Aufsetzen geübt werden. Dabei könnt ihr euer Kind anfangs unterstützen, indem ihr es haltet. Wenn es sicher sitzt, kann es das erste Mal die Füße auf die Pedale stellen und los treten. Schon geht es vorwärts. Haltet euer Kind am Anfang an den Schultern fest, um es zu unterstützen. Das Festhalten am Lenker oder Sattel ist eher kontraproduktiv, weil die Kinder so keine Balance halten müssen.
Leichtes Anstupsen ist erlaubt, das motiviert die Kleinen in die Pedale zu treten. Wenn ihr euer Kind loslasst, kündigt es unbedingt vorher an. Sonst verliert ihr bei einem möglichen Sturz das Vertrauen eures Kindes. Das macht die Lernsituation ungleich schwieriger.
Übung macht den Meister
Natürlich ist auch beim Fahrradfahren noch kein Meister vom Himmel gefallen. Manche Kinder lernen es recht zügig und andere hingegen brauchen länger. Gebt eurem Kind die Zeit, die es braucht, um sicher zu fahren. Wenn es dann einigermaßen sicher fährt, könnt ihr das Kurven fahren üben und das Fahren auf verschiedenen Untergründen, wie Pflastersteine in der Fußgängerzone oder auch auf dem Rasen. Integriert das Fahrrad in euren Alltag, so dass euer Kind möglichst oft fahren kann, und dadurch noch sicherer wird.
In den Straßenverkehr sollte euer Kind aber erst dann, wenn es wirklich sicher fährt. Das bedeutet, es muss abrupt bremsen können, klingeln und vor allem auch ausweichen können.
Beachtet bitte auch, dass Kinder bis zu ihrem achten Lebensjahr nur auf dem Bürgersteig fahren dürfen. Erst danach dürfen die kleinen Fahrradfahrer auch auf der Straße ihr Können zeigen.
Jacqueline ist staatlich anerkannte Erzieherin, Fachkraft für U3 Betreuung, Inklusions- und Integrations-Pädagogin. Neben ihrer beruflichen Laufbahn, ist sie Mutter von zwei Kindern. Einem Mädchen und einem Jungen. Ihre Wissen und ihre Erfahrung schöpft sie also aus beruflichen und privaten Herausforderungen. Das macht sie zu einer perfekten Autorin für unser Magazin.