Spielzeug ist für Kinder wichtig! Es fördert die Kreativität und lastet die kindlichen Bedürfnisse aus. Doch Kinder brauchen viel weniger Spielzeug als wir denken. Wieviel Spielzeug wirklich sinnvoll ist und welches man als geeignet bezeichnen darf, verraten wir euch in diesem Beitrag:
Ob in der Werbung oder im Handel selbst, überall wird man mit Spielzeug geradezu bombardiert. Dabei wird nicht nur auf die reinen Bedürfnisse der Kinder eingegangen, auch die Eltern wurden schon längst als Werbezielgruppe erkannt. Spielzeug befriedigt laut Herstellern in vielen Fällen nicht nur den reinen Spieltrieb. Es fördert die Motorik, regt die Fantasie an und soll unsere Kinder möglichst lange begleiten. Und da wir alle nur das Beste für unsere Kinder wollen, kaufen wir genau diese Spielzeuge.
Doch wieviel Spielzeug brauchen die Kleinen wirklich und ab welchem Alter ist Spielzeug überhaupt sinnvoll? Fragen, die wir für euch klären.
Spielzeug auf dem Prüfstand
Spielzeug muss viele Kriterien erfüllen, um sich wirklich ein gutes Spielzeug nennen zu dürfen. Zum Einen muss es Schadstoffarm sein, das Material sollte besonderen Belastungen standhalten, und natürlich sollte es pädagogisch wertvoll sein. Zum Glück gibt es in der EU recht strenge Grenzwerte wenn es um Schadstoffbelastungen für Kinderartikel geht. Auch Spielzeug wird also aus gesundheitlicher Sicht kontrolliert, um Eltern und Kind die Sicherheit geben, dass man unbedenklich mit dem jeweiligen Produkt agieren kann.
Ob die Materialqualität allerdings auf lange Sicht geeignet ist, zeigt sich erst im Härtetest durch unsere Kinder. Doch hier kann man sich ganz gut einen Überblick im Internet verschaffen. Bewertungen in den gängigen Online-Shops geben mitunter einen groben Einblick. Die Frage nach Holz- oder Plastikspielzeug lässt sich hingegen nicht grundsätzlich klären. Keines von beiden ist unbedingt besser als das andere. Holz ist meist stabiler, dafür lässt sich Plastik besser reinigen. Ob das Spielzeug nun aus Plastik oder Holz ist, ist dann eher eine Geschmackssache, wenn man nicht aus purer Überzeugung auf Holz setzen möchte.
Vielseitigkeit fördert das Spielverhalten
Ein für Kinder gutes Spielzeug, sollte die Sinne auf vielfältige Weise ansprechen und es zum Spielen animieren. Ein Paradebeispiel wäre die Kinderküche. Dort können die Kleinen verschiedenste Rollenspiele spielen. Entweder schlüpfen sie in die Rolle der Baby-Mama, welche ihrem Säugling das Mittagessen zubereitet, oder sie werden für einen Tag zum Chefkoch in einem Sterne-Restaurant. Je mehr Platz ein Spielzeug für Kreativität und Fantasie lässt, umso wertvoller ist es für ein Kind. Ein gutes Spielzeug lässt zu, dass Kinder immer wieder ein neues – anderes Spielverhalten zeigen. So kann auch ein Auto plötzlich fliegen oder zum Rettungswagen werden.
Dabei muss ein Spielzeug also nicht immer in der High-Tech Variante vorhanden sein. Nicht immer ist es von Vorteil, wenn alles leuchtet, blinkt und laute Musik macht. Diese Spielzeuge können natürlich auch enorm zum Spielen animieren. Allerdings ist die Freiheit des Spiels eher beschränkt, da es klare Vorgaben gibt.
Nicht immer muss es ein gekauftes Spielzeug sein
Wahrscheinlich werdet ihr es selbst schon erlebt haben: Kinder spielen mit allem, was ihnen gerade in die Quere kommt. Und dabei muss es nicht immer ein gekauftes Spielzeug sein. Kinder bauen sich aus Decken ein Schloss, werden mit ein paar Töpfen und Löffeln zum besten Schlagzeuger der Welt, und bauen Türme aus Wäscheklammern. Viele Alltagsgegenstände eignen sich perfekt als Spielmaterial.
Es gilt: Alles was die Fantasie anregt ist geeignet!
Zu Beginn sind die Eltern das beste Spielzeug
Mittlerweile gibt es für alle Altersklassen das scheinbar beste Spielzeug. Das zumindest versprechen Spielzeug-Hersteller. Dabei brauchen Kinder frühestens ab 4 – 5 Monaten wirklich ein wenig Spielzeug. Gerade wenn Kinder noch im Säuglingsalter sind – also gerade mal ein paar Wochen oder Monate alt sind – sind die Eltern das beste Spielzeug!
Auf Mamas oder Papas Arm die Welt zu entdecken, Lieder vorgesungen zu bekommen, oder kleine Krabbelspiele beim Wickeln zu machen, reicht den Kleinsten als bereits aus. Mit vier bis fünf Monaten werden dann die ersten Spielzeuge wirklich interessant. Das Mobile über dem Laufstall, oder ein schöner Greifring, können nun die Wahrnehmung und Motorik fördern. Mit einem Jahr ist dann die erste Puppe, oder ein buntes Rutscheauto, genau das richtige Geschenk. Im Laufe der Zeit werdet ihr die Vorlieben eurer Kinder erkennen, und wissen, welches Spielzeug am meisten Freude bereiten wird.
Die Geschenkeflut – Weniger ist oftmals mehr!
Wir wollen für unsere Kinder nur das Beste! Und zum Geburtstag und an Weihnachten ist die Verlockung enorm groß, Kinder mit einem riesigen Haufen Spielkram zu überschütten. Spätestens wenn man die Geschenke der restlichen Familie für das Kind mit einbezieht, hat man am Ende der Feierlichkeiten einen Berg neuer Spielsachen vor der Kinderzimmertüre aufgebaut.
Natürlich kann man davon ausgehen, dass glänzende Kinderaugen es zunächst lieben werden, all die schönen Geschenke auszupacken. Wobei es auch hier bei ganz kleinen Kindern zu einer ordentlichen Reizüberflutung kommen kann! Im Allgemeinen tut man Kindern keinen Gefallen, wenn man sie überschüttet. Eine Überreizung der Sinne wirkt sich schlagartig negativ auf das Spielverhalten aus. Kinder können sich nicht mehr entscheiden, womit sie spielen wollen. Und wenn eine Entscheidung gefallen ist, bleibt sie nicht von langer Dauer. Konsequentes und fantasievolles Spielen mit einer Sache wird beinahe unmöglich.
Bäumchen wechsle dich – altes Spielzeug wieder interessant machen
Kinder befinden sich in einer Dauerschleife der Entwicklung. Selbst wir Erwachsenen kennen den Effekt, dass sich unsere Interessen in einer wiederkehrenden Schleife befinden. Unsere Prioritäten liegen in der Zwischenzeit bei anderen Dingen, die uns ebenso wichtig sind.
Bei Kindern ist es eigentlich ganz ähnlich, jedoch auch vollkommen anders. Ihre Interessen entwickeln sich natürlich noch und sind stark situationsabhängig. Aber speziell wenn es um Dinge geht, mit denen sie gerne spielen, knüpft sich ihr Interesse meist an Fertigkeiten, die sie gerade erlernen oder durch ihren Entwicklungsstand erreichen. Erfährt ein Kind einen Schub in der motorischen Entwicklung, wird es sicherlich den Blick auf Dinge richten, mit denen es etwas erbauen, basteln oder malen kann. Schreitet die kognitive Entwicklung voran, spielen kopflastige Beschäftigungen eine große Rolle.
Und so kommt es, dass viele Spielsachen immer wieder ohne großes Interesse in den Ecken landet. Unser Tipp: Wenn man den nötigen Platz hat, sollte man ungenutzte Spielsachen konsequent aus der direkten Reichweite nehmen. Der Dachboden kann als sicheres Zwischenlager und Drehkreuz dienen. Ändern sich die Bedürfnisse und Interessen des Kindes wieder, kann man so auch mit bereits bekannten Spielsachen, welche man wieder vom Dachboden holt, neue Spielfreude wecken. In vielen Fällen wird man sehen, dass Kinder beim erneuten herantasten an ein Spielzeug, ein ganz anderes Spielverhalten an den Tag legen. So kann ein bereits älteres Spielzeug zu einem ganz neuen werden.
Jacqueline ist staatlich anerkannte Erzieherin, Fachkraft für U3 Betreuung, Inklusions- und Integrations-Pädagogin. Neben ihrer beruflichen Laufbahn, ist sie Mutter von zwei Kindern. Einem Mädchen und einem Jungen. Ihre Wissen und ihre Erfahrung schöpft sie also aus beruflichen und privaten Herausforderungen. Das macht sie zu einer perfekten Autorin für unser Magazin.