In einem Vortrag anlässlich der Scientific Sessions der American Heart Association (AHA) im November 2019 kommen Prof. Dr. Keila N. Lopez M.D. M.P.H.,Medical Director of Cardiology Transition Medicine, Division of Pediatric Cardiology, Texas Children’s Hospital-Baylor College of Medicine, Houston, Texas, und Kollegen kommen zu dem Ergebnis, dass Kinder und Jugendliche mit Herzrhythmusstörung häufiger an Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) , Angstzuständen und Depressionen leiden als Gleichaltrige mit anderen chronischen Krankheiten oder aber auch als gesunde Altersgenossen.

„Es ist wichtig, sowohl auf die Herzrhythmusstörungen als auch die psychische Gesundheit von Kindern zu achten. Bei Kindern und Jugendlichen mit Herzrhythmusstörungen und anderen chronische Erkrankungen sollte Eltern und Kinder- und Jugendärzte verstärkt auch nachfragen, ob Angstzustände und/oder Depressionen vorliegen, um sicherzustellen, dass diese bei Bedarf ebenso behandelt werden“, rät Dr. Hermann Josef Kahl, Kinder- und Jugendarzt sowie Kinderkardiologe. Bei jungen Erwachsenen, die mit Herzfehlern geboren wurden, konnten vergangene Studien bereits höhere Raten von Depressionen, Angstzuständen und ADHS beobachten.

Herzrhythmusstörung, angeborene Herzfehler und Mukoviszidose belasten Psyche besonders stark

Die Forscher analysierten die Aufzeichnungen von mehr als einer Viertelmillion Kindern, die zwischen 2011 und 2016 in die Notaufnahme des Texas Children’s Hospital eingeliefert wurden oder sich dort befanden. Sie überprüften Daten von mehr als 7.300 Kindern mit abnormalem Herzrhythmus und verglichen sie mit Heranwachsenden mit bestimmten chronischen Erkrankungen, wie Mukoviszidose, Sichelzellkrankheit, und Kindern ohne eine solche Erkrankung. Bei Kindern mit Arrhythmien wurden demnach neunmal häufiger Angstzustände und/oder Depressionen diagnostiziert oder behandelt und fast fünfmal häufiger ADHS als bei Kindern ohne die beiden o.g. chronische Krankheiten. Über 20% der untersuchten Kinder, die unter einer Herzrhythmusstörung, einem angeborenen Herzfehler oder Mukoviszidose litten, erhielten auch Medikamente gegen Angstzustände oder Depressionen. Demgegenüber erhielten nur für 5% der Kinder mit Sichelzellanämie und 3% der Kontrollgruppe diese Medikamente. Im Vergleich zu Kindern mit Sichelzellanämie litten junge Patienten mit Arrhythmien 5-mal häufiger unter einer Angststörung oder unter Depressionen.

Unter Herzrhythmusstörungen verstehen Experten eine Vielzahl von Abweichungen vom „normalen“ Herzschlag, die sowohl die Regelmäßigkeit als auch die Frequenz betreffen können. Das Herz kann beispielsweise zu schnell oder zu langsam schlagen. Die Schwere einer solchen Störung kann sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. „Kinder und Jugendliche, die im Laufe ihres jungen Lebens eine Herzrhythmusstörung entwickeln, haben besonders zu kämpfen, da sie sich vorher ohne Einschränkungen sportlich betätigen und herumtoben konnten. Deshalb kümmern sich die meisten Herzzentren nicht nur um die Herzgesundheit, sondern auch um die seelische Gesundheit der Heranwachsenden. Falls Eltern dort keine Ansprechpartner finden, bietet der Bundesverband Herzkranke Kinder (BVHK) ebenso Unterstützung, Informationen und regionale Elterngruppen an“, empfiehlt Dr. Kahl, Mitglied des Expertengremiums beim Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und des wissenschaftlichen Beirats beim Bundesverband Herzkranke Kinder (BVKHK).


Quellen:

  • Bundesverband Herzkranke Kinder e.V. (Hrsg.): Herzrhythmusstörungen im Kindesalter. Nachdruck – Ausgabe 2018. https://www.bvhk.de/wp-content/uploads/2018/09/Herzrhythmusstörungen-im-Kindesalter-2018-Web.pdf

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