Stadtluft macht frei, ist ein geflügeltes Wort. Doch mit einer Behinderung sieht die Sache schon ganz anders aus. Denn viele große Städte in Deutschland sind leider alles andere als konsequent behindertengerecht. Das beginnt oft schon in der eigenen Wohnung. Und spätestens bei der Suche nach einer barrierefreien Bar ist meist Schluss mit lustig. Deswegen haben wir fünf Tipps für das Leben mit einer Behinderung in der Großstadt zusammengestellt.

Das barrierefreie Zuhause

Auch wenn es einen Aufzug in dem Haus gibt, das man bewohnt, und die Türen ausreichend groß sind: Die wenigsten Wohnungen sind für einen Rollstuhlfahrer oder einen Menschen, der auf einen Rollator angewiesen ist, geeignet. Deswegen ist es immer angeraten, einen Pflegegrad bei der Pflegeversicherung zu beantragen . Denn mit einem Pflegegrad stehen dem behinderten Menschen einmalig 4.000 Euro zu, um die eigenen vier Wände barrierefrei zu gestalten. Mit dem Geld kann man einen Treppenlift teilweise finanzieren, eine ebenerdige Dusche oder auch einen Wannenlifter. Die Pflege- bzw. Krankenkassen müssen die Maßnahmen zwar noch abnicken. Aber mit diesem Betrag lassen sich zu Hause viele Hindernisse ausräumen.

Die Pflege daheim

Die meisten Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, möchten lieber nicht in ein Pflegeheim. Aber auch auf die Angehörigen möchte man möglichst wenig zurückgreifen müssen. Deswegen sollte man sich über die Möglichkeiten einer ambulanten Pflege informieren. Es gibt bundesweit Pflegedienste, die sich hierauf spezialisiert haben.

Der Vorteil ist, dass diese Dienste eng mit den Ärzten und den Angehörigen zusammenarbeiten. Sie können auch medizinische Leistungen erbringen und darüber hinaus die Angehörigen punktuell anleiten. In Berlin werden diese Services auch von Assistenzdiensten angeboten . Der Vorteil eines Assistenzdienstes ist, dass es hier eine konkrete Bezugsperson gibt. Diese kann sich auch ausreichend Zeit für den einzelnen Menschen nehmen.        

Mit einem Rollstuhl in der City unterwegs

Der Öffentliche Personennahverkehr soll seine Leistungen in allen größeren Städten durchgängig barrierefrei anbieten. Leider hapert es immer wieder mit Aufzügen, die entweder noch gar nicht installiert sind oder immer wieder ausfallen. Auch der Schienenersatzverkehr mit Bussen ist in den meisten Fällen ein echtes Ärgernis, wenn man im Rollstuhl unterwegs ist.

Deswegen sollte man sich mit Services wie Wheelmap vertraut machen. Eine App, die sehr genau sagen kann, wo die nächste barrierefreie Haltestelle im U-Bahn oder S-Bahnnetz wartet, und welche Knotenpunkte man besser weiträumig umfahren sollte. Viele Verkehrsverbünde haben inzwischen auch auf die Bedürfnisse von behinderten Menschen reagiert und bieten spezifische Services für Rollstuhlfahrerinnen an.


Im Video: Rollstuhlfahrerin zeigt Jana Ina Zarella, wie barrierefrei die Stadt ist


Veranstaltungen mit Rollstuhl

Das Gute an der Stadt: Hier wird einem praktisch nie langweilig. Ob es nun um Sportevents, Konzerte, Kino oder Theater geht. Die Liste der Veranstaltungen ist lang – nicht nur in Städten wie Berlin, Hamburg und München. Wer als Rollstuhlfahrer auf eine Begleitung angewiesen ist, kann sich den Eintrittspreis teilen. Denn in der Regel muss die Begleitung keinen Eintritt zahlen. Viele Institutionen aus dem kulturellen Leben bieten darüber hinaus bestimmte Kulturveranstaltungen für Menschen mit Behinderung an. Dabei geht es nicht nur um Rollstuhlfahrer.

Auch Menschen, die schlecht hören oder sehen können, finden hier spezielle Veranstaltungen. Diese Events findet man sehr schnell über die Kulturbehörde der jeweiligen Stadtverwaltung.

Sicherheit im Straßenverkehr

Gerade wer allein im Rollstuhl in der Innenstadt unterwegs ist, wird schnell feststellen, dass es an mancher Stelle gar nicht so leicht ist, für sich oder andere, die Verkehrssicherheit an erste Stelle zu setzen. Das Rollstuhlfahren auf öffentlichen Wegen (sozusagen in freier “Wildbahn”) wird leider immer mal wieder zum echten Abenteuer.

Das gilt vor allen Dingen, wenn man mit dem Rollstuhl Bus fahren möchte. Hierfür gibt es von verschiedenen Stellen gute praktische Tipps, die gerade für Neulinge besonders empfehlenswert sind. Zum Beispiel hat das Verkehrsministerium einen Ratgeber für Rollstuhlfahrer herausgegeben.

Natürlich kann auch der Pflegedienst eine Menge Tipps und Tricks an die Hand geben, wie man am besten und sicher von A nach B kommt. In der Regel kennen die Mitarbeiter von Pflegediensten oder Assistenzdiensten, auch die unmittelbare Umgebung der zu betreuenden Menschen gut. Das Zusammenspiel von Ortskenntnis und Erfahrung kann gute Alltagslösungen hervorbringen.


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